#43 Familienidylle mit Todesfolge: Mörderische Schwiegertochter oder Coldcase?
Shownotes
Juli 2011 in Koblenz - ein Rentnerehepaar wird in der eigenen Wohnung brutal ermordet. Beide werden mit mehreren Messerstichen angegriffen, bis sie schließlich verbluten – Heinrich im Badezimmer und Waltraud im Bett. Bernd, der Sohn des Paares und seine Ehefrau Henrike - im Schock. Wer hat ein Motiv, die Eheleute umzubringen? Die Spurenlage: Schwach. Und was hat es mit dem Hausschlüssel auf sich, der deutlich sichtbar platziert neben den Eingangsstufen im Vorgarten-Beet liegt? Plötzlich gerät auch die Familie ins Visier der Ermittler – denn möglicherweise haben sie ein Motiv für die Tat: Geldgier. Doch die beiden sagen: Wir waren das nicht! Doch Henrike hat kein Alibi - aber ist sie wirklich zu so einer brutalen Tat fähig? Und welche Beweise gibt es dafür? Welche anderen Verdächtigen gibt es in diesem Fall? Hat die böse Schwiegertochter ihre Schwiegereltern getötet oder handelt es sich hier um einen Mord mit zu wenig Beweisen? Jule und Karo sprechen mit Rechtsmediziner Thomas Kamphausen, Psychologe Christian Lüdke und Kriminologe Manuel Heinemann über den Fall.
Autoren: Carolin Johanssen Karolin Kandler Jule Gölsdorf
Instagram: @sistersincrime.podcast @julegoelsdorf @karolin_kandler @kamphausenthomas.official @christian.luedke
Quellen: SWR-Doku: "Mord ohne Beweise - der Fall Schemmer" Urteil im Fall Henrike Schemmer https://openjur.de/u/841958.html Kabel1-Doku "Weiblich, tödlich - Sisters in Crime" https://www.zeit.de/zeit-verbrechen/2022/16/mordfall-schemmer-urteil-bernd-henrike-schemmer
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Transkript anzeigen
00:00:03: Wir sind im Juli, in Koblenz.
00:00:06: Ein Rentner-Ehepaar wird in der eigenen Wohnung brutal ermordet.
00:00:11: Beide werden mit mehreren Messerstichen angegriffen, bis sie schließlich verbluten.
00:00:16: Heinrich im Badezimmer und Waldraud im Bett.
00:00:20: Bernd, der Sohn des Paares und seine Ehefrau Henrique, im Schock.
00:00:25: Wer hat ein Motiv, die Eheleute umzubringen?
00:00:28: Die Spurenlage?
00:00:30: Schwach.
00:00:31: Und was hat es mit dem Hausschlüssel auf sich, der deutlich sichtbar platziert neben den Eingangsstufen im Vorgartenbiet liegt?
00:00:39: Plötzlich gerät die Familie ins Visier der Ermittler, denn möglicherweise hat sie ein Motiv für die Tat.
00:00:46: Nämlich Geld.
00:00:48: Doch die beiden sagen... Ist Henrike wirklich zu so einer brutalen Tat fähig?
00:01:00: Und welche Beweise gibt es dafür?
00:01:03: Welche anderen Verdächtigen gibt es in diesem Fall?
00:01:07: Hat die böse Schwiegertochter ihre Schwiegereltern getötet?
00:01:11: Oder handelt es sich hier um ein Mord mit zu wenig Beweisen?
00:01:23: Warum werden Frauen zu Täterinnen?
00:01:26: Was treibt die bösartigsten Mörderinnen an?
00:01:29: Rache, Habgier, Notwehr, Eifersucht oder einfach sadistisches Vergnügen?
00:01:36: Frauen können genauso brutal morden wie Männer.
00:01:39: Vielleicht sogar noch grausamer.
00:01:41: Wir berichten über interessante Fälle, beleuchten Hintergründe und sprechen mit Expertinnen und Experten.
00:01:47: Natürlich immer mit dem nötigen Respekt für die Opfer.
00:01:56: Und ich bin
00:02:12: Karolin Kantler.
00:02:13: Und wir haben ja in den vergangenen Wochen schon erzählt, dass wir an unserem TV-Format, weiblich-tödlich, sisters in crime, gearbeitet haben.
00:02:20: Ja und ein Fall aus dieser Doku, der hat uns ganz besonders beschäftigt.
00:02:25: Ja genau, das ist nämlich der Fall, den wir euch heute erzählen.
00:02:28: Also ein Mord in einer eigenen Familie zu erleben, das ist ja schon schlimm genug.
00:02:32: Aber wenn der Mörder mutmaßlich auch aus der eigenen Familie kommt, das ist schon heftig.
00:02:38: Ja, es ist ja immer diese Frage.
00:02:39: Kann jemand, den ich selbst schon seit über zwanzig Jahren kenne, dem ich niemals ein Mord zu trauen würde, vielleicht doch zu so einer Tat fähig sein?
00:02:49: Ja, ich stelle mir das wirklich schlimm vor.
00:02:50: Also, man vertraut ja seiner Familie.
00:02:53: Aber dazu gleich mehr.
00:02:55: Vorher haben wir ja noch was Neues für euch.
00:02:57: Wir haben ja schon erzählt, dass Caroline auf der Suche nach True Story Podcasts war, die auch ihr so nutwig hören kann.
00:03:03: Also einfach auf der Suche nach Geschichten, die genauso spannend sind wie True Crime, aber eben nicht ganz so grausam.
00:03:09: Genau und weil wir da eben nicht so richtig fündig geworden sind und wir auch einfach total Lust auf dieses Thema an sich hatten, gibt es ab dieser Woche was Neues von uns.
00:03:19: Also wir starten eine Special Edition von Sisters in Crime, nämlich Sisters in Crime.
00:03:26: Und weil wir es wirklich gar nicht abwarten können, dass es endlich losgeht, gibt es die erste Folge nicht am Freitag, wie eigentlich geplant, sondern schon am Donnerstag.
00:03:36: Ja, genau.
00:03:37: Und so klingt das dann, also das ist hier unser Intro, frisch produziert.
00:03:44: Sie fällt aus einem Flugzeug und überlebt.
00:03:47: Er singt mit einem Schiff und muss in dreißig Metern Tiefe in einer Luftblase ausharren.
00:03:53: Sie wird mit vier Jahren ausgesetzt und wächst unter
00:03:56: Affen auf.
00:03:58: Und er ist Deutscher und wurde in China zum Superstar, weil er auf Mandarin rappt.
00:04:04: Diese Geschichten
00:04:05: klingen so verrückt und doch sind sie wahr.
00:04:09: In unserem neuen Podcast gibt es Stories für die ganze Familie.
00:04:13: Mit Spannung, Herz und Happy End.
00:04:17: Ein True Story Podcast
00:04:18: mit Jule Göstdorf
00:04:19: und Karolin Kantler.
00:04:21: Karo, du hast ja dann auch den.
00:04:23: ersten Fall für Happilytru mitgebracht.
00:04:25: Worum geht es denn?
00:04:26: Also ich will noch nicht zu viel spoilern, darum sage ich mal.
00:04:31: Es ist ein Junge bzw.
00:04:33: ein Mann später, der wirklich ein unfassbares Durchhaltevermögen hat und an seinen Traum glaubt.
00:04:42: und ja, mal sehen, was daraus wird.
00:04:45: Also es ist eine ganz schöne Geschichte, genau.
00:04:46: Solltet ihr euch auf jeden Fall anhören.
00:04:48: Also den ganzen Fall den hört ihr dann am Donnerstag.
00:04:50: Wir freuen uns schon riesig und sind auch super gespannt auf euer Feedback.
00:04:54: Und jetzt hast du noch ein tödliches Gericht für uns.
00:04:57: Genau.
00:05:03: Und diesmal habe ich mir die Moskatnuss ausgeguckt.
00:05:07: Gerade jetzt im Winter wird damit ja gerne mal gewürzt.
00:05:10: Bei
00:05:10: Eintöpfen zum Beispiel, man kann es zu Suppen nehmen, Kartoffel und Gemüse gerichten.
00:05:15: Also es ist ja ein intensivwürziges Aroma.
00:05:18: Man muss vorsichtig sein, sonst schmeckt es dann irgendwann nicht mehr.
00:05:21: Muskat ist aber auch super für Nachspeisen zum Beispiel oder auch für Glühwein.
00:05:25: Dabei wird die Nuss am besten gemahlen.
00:05:27: So wird das Aroma besonders gut freien.
00:05:30: Also ich mache es zum Beispiel immer in Kartoffelbrei oder so Kartoffelgerichte.
00:05:35: Und die Nuss, die schmeckt nicht nur gut, ihr wird auch eine heilende Wirkung zugeschrieben gegen Räume, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden und sogar beim Mundgeruch oder Potenzstörungen.
00:05:48: Und sie wirkt auch nervenberuhigend und schlaffördernd.
00:05:51: Allerdings hat sie auch Nebenwirkungen, kann zum Beispiel Halluzinationen hervorrufen, außerdem Schwindel, Erbrechen, Bauch und Brustschmerzen und eine Überdosis, die kann sogar tödlich enden.
00:06:03: Okay,
00:06:04: und wie viel müsste man dann zu sich nehmen?
00:06:06: Ja, also so ein bisschen zu viel reingerieben, das macht jetzt auch nichts.
00:06:09: Aber drei Muskartnüsse sind für Erwachsene schon tödlich.
00:06:12: Zwei für Kinder.
00:06:14: Na ja und alles, was gefährlich ist, geht hier auch gerne mal in so ein Hype über auf TikTok zum Beispiel und anderen sozialen Medien.
00:06:19: Da gab es mal die Nut Mac Challenge.
00:06:22: Da haben die Leute extra hohe Mengen der Muskartnüsse zu sich genommen.
00:06:26: um quasi so einen richtigen Rausch zu bekommen.
00:06:29: Also muss man dann auch mögen.
00:06:31: Aber wirklich.
00:06:32: Wäre jetzt vielleicht nicht so mein Fall.
00:06:34: Nee, meine Ahnung.
00:06:34: Also bitte nicht nachmachen.
00:06:36: Also ich hoffe jetzt, ich habe niemanden dazu verleitet.
00:06:38: Auf jeden Fall nicht zu Hause nachmachen.
00:06:40: Wir machen jetzt erst einmal weiter mit deinem Fall, würde ich sagen.
00:06:43: Ganz genau, sehr gerne.
00:06:51: Also manche Mordfälle sind ja laut.
00:06:53: Es gibt Geschrei, Schüssefallen, Sirenenheulen oder eine Kettensiegelkreischt laut auf.
00:06:59: Aber es gibt ja auch die Leisenfälle, die Morde, die erst mal unbemerkt bleiben und mit denen auch wirklich niemand rechnet.
00:07:06: Und manchmal sind diese stilleren Taten auch die viel grausammeren.
00:07:11: Auch dieser Fall beginnt in der Stille.
00:07:14: Genauer gesagt beginnt er in der Nacht des siebten Juli, zwei Tausend Elf in Koblenz-Horchheim.
00:07:20: Es ist eine warme Sommernacht, die Hitze des Tages, die hat sich im Asphalt der Straßen und in den Steinwänden der Häuser gespeichert.
00:07:28: Koblands-Horchheim liegt am südlichen Rand der Stadt.
00:07:32: Die Häuser sind nah an den Rhein herangebaut und die Straßen des Stadtteils sind ruhig.
00:07:38: Es ist ein gepflegter, überwiegend bürgerlicher Stadtteil.
00:07:41: Einfamilienhäuser mit hellen Fassaden.
00:07:44: Da wohnen ältere Paare, Familien, die schon seit Jahrzehnten hier wohnen.
00:07:49: Die Nachbarschaft, die kennt sich, man grüßt einander.
00:07:53: Abends wird es früh still.
00:07:55: Nur das leise Rauschen des Verkehrs auf der Rheinbrücke und die Schiffe, die tief unten im Wasser vorbeiziehen, stören die Stille.
00:08:03: Doch in der Nacht vom siebten auf den achten Juli, da passiert etwas, mit dem niemand in der Nachbarschaft gerechnet hätte.
00:08:11: Am neunten Juli-Zweitausendelf biegt ein Dacia in die Straße ein.
00:08:16: Bernd Schämmer, seine Frau Henrike und die beiden Töchter Luise und Lena sind zu einem Überraschungsbesuch bei den Großeltern nach Koblenz gefahren.
00:08:25: Fünf Stunden saßen sie im Auto und der Hund, der ist schon so ein bisschen unruhig.
00:08:31: Also gehen die Mädchen noch schnell eine Runde um den Block, während Bernd und Henrike zur Tür gehen.
00:08:38: Bernd öffnet die Haustür mit seinem Schlüssel, schließlich will er die Eltern überraschen.
00:08:43: Doch schon, als er mit seiner Frau das Haus betritt, da fällt ihm etwas auf.
00:08:48: In der Luft liegt ein merkwürdiger Geruch, irgendwie süßlich modrig.
00:08:53: Hallo?
00:08:54: Ist da jemand?
00:08:55: ruft Berndt.
00:08:57: Er schaltet das Licht ein, denn obwohl es Mittag ist, sind die Rollläden nicht hochgezogen und es ist dunkel im Haus.
00:09:04: Das Ehepaar wundert sich.
00:09:07: Normalerweise sind Waldraud und Heinrich am Wochenende zu Hause.
00:09:11: Irgendetwas stimmt also nicht.
00:09:14: Berndt läuft weiter in das Haus hinein und Henrike folgt ihm.
00:09:19: Als die beiden das Schlafzimmer betreten, stockt Berndt der Atem.
00:09:23: Auf dem Boden liegt seine Mutter.
00:09:25: Waldraut.
00:09:26: Um den Kopf trägt sie ein buntes Tuch, wie sie es immer trägt, wenn sie Migräne hat.
00:09:31: Der Boden um sie herum ist dunkelrot.
00:09:35: Bern stolpert weiter ins Zimmer.
00:09:37: Er sieht die Bad-Tür offen stehen.
00:09:39: Auf dem gefließten Boden liegt sein Vater, in Schlafanzug und Pantoffeln, auch in einer dunklen, lache Blut.
00:09:47: Bernd ruft die Polizei.
00:09:48: Aber als die und einige Sanitäter eintreffen, stellen sie schnell fest, dass es für erste Hilfe schon viel zu spät ist.
00:09:56: Heinrich und Waldhaut sind tot, brutal ermordet in ihrem eigenen Zuhause.
00:10:02: Bernd beschreibt genau diesen Moment später in der SWR-Doku Mord ohne Beweise
00:10:09: so.
00:10:10: Und, naja, dann hat meine Frau in die Ecke geguckt und hat mich zur Seite geschoben, ist dahin geschossen.
00:10:24: Ich weiß nicht, ich hatte überhaupt nicht mehr reagiert.
00:10:27: Die ist einfach nur noch gelaufen und hat dann an meiner Mutter geguckt und dann ist sie rüber zu meinem Vater.
00:10:33: Also dann hab ich dann auch gesehen, als ich um die Ecke geguckt hab, dass er da liegt.
00:10:36: Da ist sie auch dahin gelaufen und hat ihm die Hand gehalten und ich stand da mit Händen in der Tasche, ich sag, Wickel, lass uns hier wieder raus.
00:10:46: Oh Gott, das klingt unglaublich grausam.
00:10:49: Aber erzähl doch mal ein bisschen mehr.
00:10:50: Also wir sind Waldhaut und Heinrich.
00:10:52: Was sind das so für Menschen?
00:10:54: Also hier kannst du dir erst mal ein Foto der beiden anschauen.
00:10:57: Die Fotos findet ihr wie immer auch auf unserem Instagram-Kanal sistersandcrime.podcast und auch in unserem WhatsApp-Kanal.
00:11:05: Also Waldhaut und Heinrich, die sehen beide super sympathisch aus, die lächeln hier auf dem Foto.
00:11:09: Wahrscheinlich sind sie gerade im Urlaub oder irgendwie unterwegs auf so einer kleinen Wanderung.
00:11:15: Heinrich trägt nämlich einen Rucksack, hat ein Nike-Cappy auf und auch so eine sportliche Sonnenbrille.
00:11:22: Also ich glaube, das ist ein Typ, der gerne wandern geht und vielleicht auch so ein bisschen Rad fährt.
00:11:25: Also er sieht sehr sportlich aus für seinen Alter.
00:11:28: Waldhaut hat einen kurzer Schnitt, dunkelgefärbte Haare, erinnert mich so ein bisschen an meine Oma mit diesem Oberteil, auch jetzt so ein schwarz-weiß gestreiftes T-Shirt an.
00:11:39: Die Sonne scheint den beiden ins Gesicht.
00:11:41: Also ich glaube, das ist so ein ganz rüstiges Ehepaar.
00:11:44: Ja, Heinrich ist seventy-vier und Wald haut seventy-einen Jahre alt.
00:11:48: Die beiden haben ihr Leben lang viel gearbeitet.
00:11:51: Sie hatten mehrere Lebensmittelgeschäfte und haben ihr Geld auch immer wieder in Immobilien in Koblenz gesteckt.
00:11:56: Seit ihrer Pensionierung reisen die beiden gerne und genießen einfach das, was sie sich erarbeitet haben.
00:12:02: Nämlich ein Vermögen von etwa eins Komma sieben Millionen Euro.
00:12:06: Bernd ist das einzige Kind der beiden.
00:12:08: Sie haben ein gutes Verhältnis zueinander, obwohl Bernd mit seiner Familie weggezogen ist.
00:12:14: Für ihn bricht verständlicherweise eine Welt zusammen, als er seine Eltern dort totliegen sieht.
00:12:19: Die Mitarbeiter der Spurensicherung sichern jetzt erstmal den Tatort.
00:12:23: Henrike und Bernd sind total durch den Wind.
00:12:26: Bernd kann kaum reden.
00:12:27: Henrike ist dagegen ziemlich aufgewühlt.
00:12:30: Wer zum Himmel tut so etwas, fragt sie eine der Polizistinnen, die gerade angekommen ist.
00:12:35: Aber die kann das natürlich auch nicht beantworten.
00:12:38: Ein Problem für die Mitarbeiter der Spurensicherung Bernd und Henrike haben Spuren am Tatort verwischt.
00:12:44: In ihrer Nervosität und im Schock haben sie die Leichen und zum Beispiel auch die Bettdecke berührt, was natürlich Spuren kontaminiert.
00:12:52: Deshalb sorgen die Polizisten erst mal dafür, dass alle den Tatort verlassen, damit sie in Ruhe ermitteln können.
00:12:59: Die beiden Toten werden in die Rechtsmedizin gebracht, in der sie nach dem Wochenende obduziert werden.
00:13:06: Das Ergebnis ist eindeutig.
00:13:07: Waldraud und Heinrich wurden mit einem scharfen Gegenstand mit einer Klingenlänge von mindestens elf Zentimetern getötet.
00:13:14: Aber genau zu definieren, welche Tatwaffe benutzt wurde, das ist gar nicht so einfach, wie unser Rechtsmediziner Thomas Kamphausen erklärt.
00:13:22: Die reine Stichkanallänge sagt man gar nix aus.
00:13:26: Das kann eine kürzere Klinge sein, die mit großer Wucht haltet, eingesetzt wurde und dann tiefer in das Gewebe, was so zusammengedrückt wird, eindringen kann, als die Klinge lang ist und dann tiefer in Stichkanalen macht als die Klingelänge selber.
00:13:35: Und ansonsten muss man sich die Wundmorphologie, also das heißt die Beschaffenheit der Einstichwunder anschauen, ob es sich um ein einschneidiges Werkzeug handelt, ein zweischneidiges.
00:13:43: Und wir würden dann immer nur von einem Werkzeug oder einer Klinge sprechen und die beschreiben, aber was das ist, ob das letztendlich ein Messer ist, ob das ein Holzgriff hat, ob das ein besonders schönes Messer ist.
00:13:52: oder so, das können wir natürlich nicht sagen.
00:13:54: Beide Toten haben jedenfalls zahlreiche Wunden.
00:13:57: Heinrich beispielsweise hat eine vier Komma fünf Zentimeter lange Stichverletzung an der Oberarm Außenseite rechts.
00:14:04: Ein fünfzehn Zentimeter langes Schnitt, der tief am linken Übergang des Halses zur Schulter ansetzt und oberhalb des Schlüsselbeins ein bis zu vier Zentimeter breitklaffenden Halsschnitt.
00:14:14: Die linke innere Drosselweine ist durchtrennt, der linke Kopfänder ebenso, auch der linke Brustbein, Zungenbeinmuskel und der linke Schnittknorpel, Zungenbeinmuskel.
00:14:23: Außerdem hatte eine drei Zentimeter lange Schnittverletzung, an der linken Schildknoppelplatte, eine dreieinhalb Zentimeter lange Schnittverletzung, an der rechten Brustwand, eine acht Komma vier Zentimeter lange Bauchwanddurchtrennung und noch acht weitere Verletzungen.
00:14:37: Oh Gott, das klingt heftig.
00:14:39: Aber dann sind das ja wirklich so stichwunden in Hals und auch fast Gesicht, oder?
00:14:44: Also das klingt ziemlich krass.
00:14:46: Also für mich nach einem klaren Fall von Übertötung.
00:14:49: Ja, so viele Stiche hätte es vermutlich nicht gebraucht, um den Mann umzubringen.
00:14:54: Und was über Tötung genau bedeutet, das hat uns der Kriminologe Manuel Heinemann noch mal kurz erklärt.
00:14:59: Von
00:15:00: einem Overkill oder einer Tötung spricht man dann, wenn eine Eskalation in einer Mord-Situation stattfindet.
00:15:08: Wenn in der Situation der Tötung eine emotionale Überregung stattfindet.
00:15:13: Und diese emotionale Entgleisung sorgt dann dafür, dass bei einem Mord diese Übertötung zustande kommt.
00:15:20: Auch auf Waldraut wurde mehrmals eingestochen und auch sie ist letztendlich verblutet.
00:15:26: Das ist bei Messerstichen übrigens meistens der Fall.
00:15:29: Das bestätigt auch Rechtsmediziner Thomas.
00:15:31: Woran verstirbt man bei Messerstichverletzung oder Stichverletzung?
00:15:34: Das ist in der Regel am allerhäufigsten der große Blutverluste, also ein Fairbluten.
00:15:38: Und wie schnell das von Statten geht, hängt davon ab, wie groß der Querschnitt der Eröffneten Gefäße ist.
00:15:43: Das heißt also, wie viel Blut man wie schnell verliert und dann bewusstlos wird, also im hemorragischen Schock, im Blutvolumenmangel-Schock verstirkt.
00:15:49: Ob das wehtut oder nicht, das ist eine spannende Frage, die wir sehr, sehr regelmäßig gestellt bekommen.
00:15:54: Das heißt, in einem dynamischen Geschehen, wenn es also in irgendeiner Form geht, merken die Leute, dass überhaupt gar nicht, dass sie gestochen werden.
00:16:01: oder Stichverletzungen gerade erleiden, die beschreiben, also insbesondere Leute, die das überlebt haben, beschreiben eigentlich immer einen dumpfen Schlag, die meinen, sie hätten irgendwie einen Schlag, einen Faustschlag oder sowas, einen Stoß abbekommen.
00:16:11: Und der Schmerz setzt es erst später ein, wenn das Adrenalin weg ist.
00:16:14: Wenn da ein bisschen Ruhe reinkommt, also Statik wieder in die Situation kommt, die Leute an sich runter gucken sehen, dass es blutet, oder weil sie bemerken, dass irgendwas warm ein Bein oder irgendwie am Körper runterläuft, dann gucken die dahin und dann sehen sie, dass da Blut ist.
00:16:25: Und dann setzt der Schmerz ein.
00:16:26: Das ist ganz, ganz häufig.
00:16:28: Es gibt noch ein Detail am Tatort, das den Ermittlern ganz besonders auffällt.
00:16:32: Heinrich und Waldraud, die tragen beide ihre Schlafkleidung.
00:16:36: Heinrich wurde ja im Badezimmer getötet.
00:16:38: Die Ermittler finden in der Kloschüssel auch noch etwas Urin.
00:16:41: Also vermutlich wurde er auf der Toilette überrascht.
00:16:44: In der linken Hand hält er noch seine zusammengefaltete Lesebrille.
00:16:48: Wahrscheinlich war er also gerade auf dem Weg ins Bett, ist noch schnell auf die Toilette gegangen und wollte sich dann zu seiner Frau legen.
00:16:55: Die wurde dann im Bett getötet, also die Ermittler rekonstruieren die Tat und glauben, dass Waldhaut sich im Bett aufgesetzt hat und dann mit vielen Stichen in die obere Körperhälfte getötet wurde.
00:17:07: An den Wänden, an den Türen, am Bett und auf dem Boden sind Blutspuren von dem Angriff zu sehen.
00:17:13: Oh Mann, das klingt nach einem schrecklichen Todeskampf.
00:17:16: Sie haben wahrscheinlich noch um ihr Leben gerungen.
00:17:19: Was findet die Polizei sonst noch für Spuren im Haus?
00:17:23: Ja, erstaunlich wenige, ehrlich gesagt.
00:17:25: Die Spurensicherung untersucht alle Räume gründlich, findet aber keine fremde DNA und auch keine fremden Fingerabdrücke, die auf ein Täter hinweisen könnten.
00:17:35: Am Tatort selbst, da finden sie vor allem das Blut der Opfer.
00:17:39: Vorhin hast du was zum Schlüssel gesagt.
00:17:41: Wie sind denn der oder die Täter ins Haus gekommen?
00:17:44: Ja, gute Frage.
00:17:46: Also an der Tür finden die Polizisten jedenfalls keine Einbruchsspuren.
00:17:50: Überhaupt sieht es danach aus, als sei der Täter direkt ins Schlafzimmer bzw.
00:17:54: ins Bad von Waldhaut und Heinrich gegangen, hätte die beiden brutal erstochen und hat dann das Haus direkt wieder verlassen.
00:18:01: Denn es fehlt nichts und alles sieht auch total normal aus.
00:18:04: Es gibt keine umgestützten Möbel, keine geöffneten Schubladen, es wurden weder Geld oder Schmuck noch Dokumente gestohlen.
00:18:12: Also spricht jetzt eher nicht für einen Raubmord, wenn jetzt nichts fehlt.
00:18:15: Aber was sollte sonst das Motiv gewesen sein, so ein älteres Ehepaar zu töten?
00:18:19: Das fragen sich die Ermittler natürlich auch und sie finden keine Antwort.
00:18:24: Also beginnen Sie mit sehr intensiven Ermittlungen.
00:18:27: Erstmal sprechen Sie mit den Nachbarn, Freunden, Arbeitskollegen und auch Bekannten der Opfer.
00:18:32: Ein Ersten Hinweis bekommen Sie von der Frau, die als Mieterin im Obergeschoss des Hauses von Heinrich und Weiltraud wohnt.
00:18:39: Die Frau erzählt, dass sie am siebten Juli zwischen einundzwanzig Uhr dreißig und zwanzig Uhr ins Bett gegangen, irgendwann aber plötzlich wieder aufgewacht sei.
00:18:48: Also sie lauscht da in die Nacht hinein und hört Geräusche, ein Schrei ziemlich hoch, wahrscheinlich von einer Frau, feste Schritte, die über den Boden poltern, ein Krachen wie von einem Möbelstück, dann wieder Schritte, noch eine Stimme, ein Geräusch, als würde jemand weinen, dann wird es ruhiger und irgendwann klingt es, als würde jemand eine Tür zuziehen.
00:19:09: Die Nachbarin legt sich wieder hin, sie denkt sich nichts dabei, vermutet, dass das Ehepaar vielleicht gestritten hat oder dass jemand gestolpert sei und die andere Person dann geholfen hat.
00:19:20: Also schläft sie irgendwann wieder ein.
00:19:23: Du hast jetzt gerade gesagt, einen Schrei, das finde ich irgendwie ein bisschen krass bei so vielen Verletzungen.
00:19:27: Ja, das habe ich auch gedacht.
00:19:29: Und da habe ich Rechtsmediziner Thomas mal nachgefragt und der sagt, das kann ganz unterschiedliche Gründe
00:19:34: haben.
00:19:35: Also vom rechtsmedizinischen und theoretischen Ansatz her ist die Frage, ob jemand nur einmal, zweimal schreit oder überhaupt schweinen konnte.
00:19:40: Die Frage nach der spezifischen Handlungsfähigkeit nach Erhalt einer Verletzung.
00:19:44: Das ist also etwas, was wir anhand des Verletzungsbildes recht häufig zu beurteilen haben.
00:19:48: Also die Frage... Was konnte jemand ganz konkret nach Erhalt der Verletzungen noch machen?
00:19:53: Konnte er noch laufen, konnte er noch gehen, konnte er noch schreien?
00:19:55: Also grundsätzlich kann ich mich natürlich nicht in die Leute reinversetzen, ob die nur einmal oder zweimal schreien.
00:20:01: Man muss halt schauen, ob grundsätzlich die Verletzungen noch so geeignet sind, dass man überhaupt noch schreien kann.
00:20:06: Also noch zur Stimmbildung fähig ist.
00:20:08: Das heißt grundsätzlich klar, es gibt jetzt keinen Grund, warum jemand nur einmal oder zweimal schreit.
00:20:12: Es gibt auch Leute, die überhaupt gar nicht schreien, wenn ihnen was angetan wird.
00:20:15: Das ist ja so eine... innere Geschichte, die ich nicht beurteilen kann.
00:20:18: Ich kann immer nur schauen, ob es grundsätzlich anatomisch, physiologisch, also vom Körper her, vom Verletzungsbild her technisch möglich ist, dass jemand noch schreien konnte oder nicht.
00:20:26: Und diese Frage, die beantworten wir schon, aber grundsätzlich ist das in ganz vielen Fällen ganz unterschiedlich, warum jemand nur ein oder zweimal schreit.
00:20:34: Lea Mittler, die suchen jetzt weiter.
00:20:36: Als sie aber den Tatort und auch die Umgebung checken, da finden sie dann etwas.
00:20:41: Stichwort Schlüssel, hast du ja eben schon mal nachgefragt.
00:20:45: Da liegt nämlich ein Schlüssel im Blumenbeet neben der Eingangstür.
00:20:50: Und dieser Schlüssel, der passt auch in die Haustür.
00:20:53: Und die Polizisten vermuten, dass der Täter also damit ins Haus gelangt ist.
00:20:58: Als sie den Schlüssel untersuchen, finden sie daran aber keine DNA-Spuren.
00:21:02: Und sonst gibt es keine weiteren Hinweise im Haus?
00:21:04: Naja, nur Hinweise darauf, dass Heinrich und Waldraud völlig überrascht wurden.
00:21:09: Zum Beispiel ist der Frühstückstisch in der Wohnung schon für den nächsten Tag gedeckt.
00:21:13: Da stehen Kaffegeschirr, Obst und Marmelade.
00:21:16: In der Küche befinden sich auf einem Tisch auch zwei Tagesrucksäcke, Regenschirme, Getränkeflaschen und Obst.
00:21:23: Scheinbar wollten Waldrat und Heinrich am nächsten Tag schnell Frühstücken und dann einen Tagesausflug machen.
00:21:27: Wenn man das Abend so plant, scheint man sein Leben aber auch im Griff zu haben.
00:21:31: Ja, das würde dir nicht passieren, ne?
00:21:35: Ich
00:21:35: würde morgens überlegen, was brauchen wir eigentlich und dann feststellen, okay, ich habe aber nichts da.
00:21:39: Ja, die haben das gut vorbereitet.
00:21:41: Ansonsten ist aber nichts auffällig, was bei den Ermittlern natürlich die Vermutung bestätigt, dass der Täter sich mit diesem Schlüssel-Zutritt zu dem Haus verschafft hat.
00:21:51: Also untersuchen Sie den Schlüssel genauer.
00:21:53: und bei Schlüsseln ist es ja... Oft so, dass, wenn sie zu so einer Schließanlage gehören, sie auch nur von bestimmten Personen nachgemacht werden dürfen.
00:22:01: Dafür braucht es dann entweder so eine Sicherheitskarte oder eben den Ausweis des Schlüsselinhabers, was ja auch der Sicherheit dient.
00:22:08: Und anhand der Nummer, die auf dem Schlüssel eingraviert ist, kann man dann herausfinden, wer den Schlüssel geprägt hat und auch, ob es sich um eine heimliche Kopie handelt oder nicht.
00:22:19: Aber leider verläuft diese Ermittlung irgendwie ins Leere, zumindest Berndt, erzählt den Beamten, dass es insgesamt sechs Schlüsselkupinen gibt.
00:22:27: Vier davon finden die Ermittler im Haus der Eltern.
00:22:30: Ein Schlüssel hat er selbst, den übergibt er der Polizei, und ein Schlüssel liegt eben da in diesem Blumenbeet.
00:22:36: Hm,
00:22:36: ist die Frage, wie er da gelandet ist?
00:22:38: Ja, das fragen sich die Polizeibeamten auch.
00:22:41: Also unser Psychologe Christian Lütke, der sagt dazu Folgendes.
00:22:46: Solche Details sind für die Fallpsychologie immer spannend, weil sie oft etwas über die innere Lage des Täters verraten.
00:22:53: Wenn jemand einen Schlüssel nicht einfach verschwinden lässt, sondern demonstrativ in der Nähe der Tür platziert, kann das verschiedene Bedeutung haben.
00:23:00: Eine Möglichkeit ist, es geht um eine Art Inszenierung.
00:23:03: Man könnte versucht haben, das Bild eines Einbruchs oder einer chaotischen Situation zu erzeugen.
00:23:08: Nach dem Motto, hier war irgendwer, es war alles durcheinander.
00:23:12: Das passt zu den Versuchsspuren zu legen, die vom eigentlichen Geschehen ablenken sollen.
00:23:17: Eine zweite eher psychologische Deutung ist, in solchen kleinen Handlungen zeigt sich manchmal eine innere Zerrissenheit und Ambivalenz.
00:23:25: Der Täter weiß, ich habe etwas Unfassbares getan und zugleich gibt es unbewusst den Wunsch, dass es irgendwann entdeckt, verstanden oder sogar erklärt wird.
00:23:33: Der sichtbar platzierte Schlüssel kann dann fast wie eine stumme Botschaft wirken.
00:23:37: Ich hatte Zugang, ich gehörte dazu und trotzdem ist das passiert.
00:23:41: Ob das bewusst geplant war oder eher aus der Situation heraus geschah, können wir von außen nicht sicher sagen, aber es ist psychologisch sehr auffällig.
00:23:49: Ja, es ist also die Frage, was das mit dem Schlüssel zu bedeuten hat und du kannst dir hier mal die Bilder anschauen von diesem Treppenaufgang und zwar dahinten links neben der Treppe in diesem Beet, wo du da diesen Busch siehst, da soll der Schlüssel gelegen haben oder da hat er gelegen.
00:24:05: Also das ist jetzt hier so eine relativ nahe Aufnahme vom Treppenaufgang.
00:24:10: Es sind zwei Stufen, die ins Haus führen.
00:24:12: Und dahinter ist dann so eine Hecke, so ein Busch.
00:24:15: Sieht alles sehr ordentlich aus.
00:24:17: Eigentlich ein ganz gutes Versteck, um sein Haustürstüssel da zu deponieren.
00:24:21: Also zur Sicherheit, falls man mal den eigenen Stüssel verloren hat oder vergessen hat.
00:24:26: Ja, sieht jetzt ganz unspektakulär aus.
00:24:29: Genau.
00:24:29: Und auf dem zweiten Bild, da siehst du ja, dass da so ein Dokument liegt.
00:24:32: Das lag da aber damals nicht.
00:24:34: Das ist nur ein Foto, was ich aus der SWR-Doku rausgezogen habe.
00:24:37: Und der Reporter hat da ein Dokument liegen.
00:24:39: Also nicht, dass du dich wunderst.
00:24:41: Aber das ist quasi der Bereich links von der Treppe.
00:24:44: Ah, okay.
00:24:45: Und jetzt ist es nochmal eine sehr nahe Aufnahme von dieser Stufe.
00:24:50: Und man sieht, dass so ein bisschen Platz ist zwischen Busch und Treppe.
00:24:55: Also, wenn man mit der Hand so reingreift, glaube ich, kann man den Schlüssel da ganz gut finden, wenn man ihn da deponiert hat.
00:25:01: Vielleicht ist er aber auch runtergefallen, das könnte natürlich auch sein.
00:25:04: Ja, ich hab ja sofort gedacht, vielleicht wollte der Tete es so aussehen lassen, als hätte das Ehepaar den Schlüssel da vielleicht selbst deponiert, machen ja manche Leute für den Fall, dass sie mal ihren Schlüssel vergessen.
00:25:16: Und das würde dann ja bedeuten, dass quasi jeder hätte ins Haus kommen können, der den Schlüssel da findet.
00:25:22: Stimmt, stimmt.
00:25:24: Aber selbst Bernd selber, der glaubt das nicht, das sagt er nämlich in der SWR-Doku über den Schlüssel.
00:25:30: Ob der sich damit Zugang verschafft hat, das weiß kein Mensch.
00:25:34: Was Tatsache ist, der Schlüssel lag da.
00:25:37: So, jetzt ist die Frage, ob der da deponiert wurde, ob er dahin geworfen worden ist und aus welchem Grund.
00:25:43: Also meine Eltern verstecken nicht ein Schlüssel draußen, wenn sie ihren vergessen oder verloren haben, um dann reinzukommen.
00:25:50: Ja, das passt dann also nicht so dazu, aber der Täter könnte es natürlich trotzdem versucht haben, es so aussehen zu lassen, als hätten die Opfer den Schlüssel da extra hingelegt.
00:25:59: Ja, die Polizei kommt jetzt erstmal wieder auf die Ursprungsfrage zurück, nämlich wer könnte einen Grund haben, ein älteres Ehepaar zu ermorden?
00:26:07: Und weil die Ermittler am Tatort auch mit Metalldetektoren und Spürhunden keine Antwort finden, bleibt ihn nur, möglichst viele Zeugen zu befragen.
00:26:16: Unter anderem natürlich auch die Familie.
00:26:19: Also Bernd und Henrike, die die beiden Toten am nächsten Tag ja selbst entdeckt haben.
00:26:25: Und hier siehst du die beiden mal auf Bildern.
00:26:27: Also beide sehen nicht besonders glücklich aus.
00:26:30: Ich weiß jetzt nicht genau, wann diese Aufnahmen entstanden sind, aber wahrscheinlich wurden sie befragt.
00:26:34: Und es geht um den Tod der Eltern von Bernd.
00:26:38: Also Bernd hat ... Ja, ein Jeans-Hemd, glaube ich, und ein blaues Hemd, neben dem blaues Hemd trägt er.
00:26:44: Hat gräuliche Haare, leicht gewählt, so ein bisschen nach hinten gekämmt.
00:26:48: Ja, legt seine Stirn so ein Falten, also kräuselt die so ein bisschen, als würde er nachdenken, trägt eine dunkle Brille.
00:26:55: Ich würde mal sagen, als er so Mitte-fünfzig ist vielleicht, so wirkt er, könnte ein Lehrer sein.
00:27:01: Sieht es ein bisschen aus, als wäre ein Lehrer.
00:27:04: Und Henrique, auf dem zweiten Bild trägt einen rot-grauen Pullover.
00:27:09: sitzt da in einem Raum, das muss offizielles sein.
00:27:12: Auf jeden Fall ist da rechts in der Ecke ein Süßigkeitenautomat, also es wird wahrscheinlich nicht ihr Wohnzimmer gewesen sein.
00:27:18: Auch sie trägt eine dunkle Brille, hat so ein Tuch um den Hals gewickelt, hat schulterlange, schwarz gefärbte Haare.
00:27:28: Und ja, guckt auch ein bisschen bedroppelt, würde ich mal sagen.
00:27:32: Ja, Bernd ist zu diesem Tatzeitpunkt, forty-six Jahre alt und arbeitet als Angestellter bei der Allianz.
00:27:39: Kein Lehrer.
00:27:39: Und
00:27:41: auch ein bisschen jünger, als er aussieht.
00:27:42: Ja.
00:27:43: Henrike ist auch forty-sech Jahre alt.
00:27:45: Sie ist die meiste Zeit zu Hause, kümmert sich um den Haushalt und die drei Kinder.
00:27:49: Ab und an jobbt sie zuletzt in einer Buchhandlung.
00:27:53: Bert und Henrike lernen sich beim Studium in Essen kennen.
00:27:56: Henrike ist zu der Zeit Tutorin und betreut die Erstsemesterstudierenden.
00:28:01: Bernd ist einer der neuen Studierenden und lernt Henrique in der Orientierungswoche kennen.
00:28:07: Ja und beide fallen einander sofort auf.
00:28:09: Bernd war kurz vor Beginn des Studiums in Portugal zum Surfen.
00:28:13: Er ist braungebrannt und gut trainiert.
00:28:15: Henrique fällt auf, weil sie groß ist.
00:28:17: Sie ist ein Meter siebenundachtzig groß und Bernd spürt sofort, dass da eine Anziehung ist.
00:28:23: Sie lernen sich kennen, feiern zusammen auf Partys und kommen immer wieder ins Gespräch und irgendwann sind sie dann ein Paar.
00:28:29: Nicht viel später ziehen sie zusammen.
00:28:31: Zwei Jahre später wird Henrike Schwanger mit der ersten Tochter.
00:28:36: Ihr Studium beenden Bernd und Henrike beide nicht.
00:28:39: Stattdessen ziehen sie von Essen nach Haaren, weil dort die Mutter und die Schwester von Henrike wohnen.
00:28:44: Außerdem sind dort die Immobilienpreise nicht so hoch und sie mögen die ländliche Region.
00:28:49: Also kaufen sie ein kleines Haus und als die erste Tochter drei Jahre alt ist, kommen nochmal zwei Töchter, Zwillinge auf die Welt.
00:28:58: Irgendwann wird das kleine Haus zu groß und die Familie zieht in ein größeres Haus, das sogar ein Garten hat.
00:29:04: An den Wochenenden macht die Familie Ausflüge.
00:29:07: Abends kuscheln sie gemeinsam auf dem Sofa und schauen Filme.
00:29:11: Und hier siehst du noch mal ein Bild der ganzen Familie.
00:29:13: Ach, das ist ein richtig nettes Familienbild.
00:29:17: Gerade wahrscheinlich auch bei einem Ausflug.
00:29:19: So sieht das aus, alle zusammen.
00:29:21: Die Kinder im Vordergrund, also drei kleine Kinder.
00:29:24: Im Hintergrund sieht man Henrike und Bernd, also die stehen so hinter ihren Kindern ganz stolz, lächeln sie in die Kamera.
00:29:31: Und Bernds Eltern stehen so neben den Kindern.
00:29:34: Der Opa hält so die Schultern des Mädchens, der Enkeltochter fest.
00:29:37: Er selbst trägt wieder so ein sportliches Outfit, so eine sportliche Jacke, wahrscheinlich waren sie gerade wandern.
00:29:42: Und also schöner kann es gar nicht sein.
00:29:44: Sieht alles sehr harmonisch aus, klingt nach Happy Family.
00:29:47: Jetzt halt nur die Frage, war es tatsächlich so harmonisch?
00:29:49: oder wie ist das Verhältnis zu den Großeltern?
00:29:52: Gut sagen zumindest Bernd und Henrike, die Großeltern, die können ja nun leider nicht mehr gefragt werden.
00:29:58: Ja, und die Familie, also Bernd und Henrike, die ist total erschüttert von dieser Ermordung.
00:30:04: Obwohl sie etwa dreihundertfünfzig Kilometer entfernt leben, haben sie häufig Kontakt und besuchen sich auch immer mal wieder.
00:30:10: Zuletzt waren sie gemeinsam auf der Bundesgartenschau.
00:30:13: Waldraud und Heinrich sind für die Familie aber auch eine wichtige Unterstützung.
00:30:16: Weil Henrique ja kaum arbeitet und Bernd nur so etwa zweitausend bis dreitausend Euro monatlich verdient, bekommt die Familie immer mal wieder Geld von Bernds Eltern.
00:30:27: Und sie sind auch auf das Geld angewiesen, aber Bernds Eltern, die haben es ja auch und geben es ihrem Sohn gerne.
00:30:32: Das könnte jetzt natürlich aber auch ein Mordmotiv sein, also dass die Familie finanzielle Sorgen hat.
00:30:38: Du hattest ja gesagt, dass Bernd der einzige Sohn ist und damit alles erben würde.
00:30:43: Wobei, dann muss er sich ja eigentlich keine Gedanken machen, weil irgendwann würde er es ja dann... Ebekommen.
00:30:47: Ja, das stimmt, aber eben vielleicht erst später.
00:30:50: Also die Idee haben die Ermittler zumindest auch und deshalb recherchieren sie auch im Umfeld von Bernd und Henrike und finden heraus, dass die beiden tatsächlich immer wieder richtig Geld sorgen haben und Bernds Eltern wirklich regelmäßig Geld überwiesen haben.
00:31:05: Und tatsächlich sprechen die Ermittler auch mit einem Arbeitskollegen von Bernd.
00:31:09: Und der erinnert sich an ein Gespräch, in dem Bernd also er sagte, ich habe ja auch einen Riesenrad zu drehen, ich habe drei Kinder, die eine will jetzt ein Auto haben, meine Frau arbeitet ja auch nur auf zwei Hundertfünfzig Euro Basis, die wird da ja auch nur verarscht, aber ihr macht der Job halt Spaß.
00:31:24: Die arbeitet in der Buchhandlung, ja die kommt da noch nicht mal auf vierhundert Euro.
00:31:29: Ich sag's dir ganz ehrlich, wenn meine Eltern nicht verstorben wären, würde ich auch alt aussehen, dann könnte ich nachts nicht mehr schlafen.
00:31:36: Was?
00:31:37: Das sagt er?
00:31:38: Mhm.
00:31:38: Das klingt sehr pragmatisch, könnte jetzt natürlich Motiv gewesen sein.
00:31:42: Aber reicht das den Ermittlern als Verdacht?
00:31:44: Ja, also Habgehe oder Geldsorgen können natürlich ein Mordmotiv sein.
00:31:49: Aber vorher müssen die Ermittler natürlich erst mal herausfinden, ob es auch realistisch ist, dass Bernd womöglich seine eigenen Eltern getötet hat oder den Mord vielleicht beauftragt hat.
00:31:59: Also müssen Sie jetzt erst mal die Alibis überprüfen.
00:32:02: Genau.
00:32:03: Und Bernd hat für die Tat Nacht ein wasserdichtes Alibi.
00:32:07: Er war auf einer Fortbildung und deswegen seit dem dritten Juli schon unterwegs.
00:32:11: Nachdem er dann am siebten Juli zurückgekommen ist, hatte er in der Nacht vom siebten auf den achten einen Freund in Düsseldorf besucht und dort auch übernachtet, weil er an dem Abend nicht mehr heimfahren wollte.
00:32:24: Und der Freund, der sagt das Eiszeuge auch aus.
00:32:27: Okay, das klingt nach einem wasserdichten Alibi.
00:32:30: Und wie sieht es mit Henrike aus?
00:32:31: Ja,
00:32:32: Henrike hat kein so gutes Alibi wie Bernd und das macht ihr auch ziemlich Sorgen.
00:32:36: Sie spricht sogar immer wieder mit Bernd darüber, aber der beruhigt sie.
00:32:41: Henrike ist nämlich am siebten Juli zunächst zu Hause.
00:32:44: Am Nachmittag, da trifft sie sich mit ihrer Nachbarin auf einen Kaffee und erzählt der, dass es ihr schon den ganzen Tag nicht so gut geht.
00:32:51: Trotzdem bleibt sie noch eine ganze Weile bei der Nachbarin.
00:32:54: entscheidet sich dann aber so gegen kurz vor einundzwanzig Uhr noch schnell zum Supermarkt und dann heim zu fahren.
00:33:02: Somit hat sie zwar ein Alibi, aber eben nur bis einundzwanzig Uhr.
00:33:06: Ja, ich habe ja schon gesagt, das macht ihr im Laufe der Zeit immer mehr Sorgen.
00:33:09: Sie hat Angst, unschuldig verdächtig zu werden und sagt das zum Beispiel auch zu einer der Töchter.
00:33:16: Erst mal glauben die Polizisten ihr und ermitteln weiter.
00:33:20: Die Polizisten tappen aber ziemlich im Dunkeln.
00:33:22: Deswegen Verwenden Sie quasi alle Möglichkeiten, die Ihnen so zur Verfügung stehen.
00:33:27: Sie durchsuchen alles, befragen etliche Zeugen.
00:33:30: Sie setzen Spürhunde und Mantraylerhunde ein.
00:33:33: Und irgendwann fangen Sie sogar an, die Telefone von Bernd und Henrike abzuhören.
00:33:38: Also haben Sie den Verdacht, dass die beiden doch was mit der Tat zu tun
00:33:42: haben?
00:33:43: Ja, es scheint ja auch.
00:33:44: naheliegend.
00:33:45: Die Täter oder der Täter ist mit einem Schlüssel ins Haus gekommen.
00:33:49: Wusste ja offenbar, dass die Eltern da im Schlafzimmer liegen.
00:33:52: Es gibt keine Spuren und es wurde nichts gestohlen.
00:33:55: Das klingt ja so, es hätten die Täter oder der Täter ein gewisses Insider-Wissen.
00:34:00: Dann gibt es noch jede Menge Zeugenaussagen.
00:34:02: Allerdings, wie es bei Zeugenaussagen manchmal so ist, gibt es da widersprüchliche Aussagen.
00:34:08: Z.B.
00:34:08: sagen drei Personen aus, dass sie Heinrich und Waldhaut am achten Juli, einem Freitag, als sie in der Innenstadt von Koblenz in einer Bäckerei saßen, noch gesehen haben wollen.
00:34:18: Es ist aber so, dass der Gerichtsmediziner den Todeszeitpunkt ziemlich sicher auf die Nacht vom siebten auf den achten Juli datiert hat, also in der Nacht von Donnerstag auf Freitag.
00:34:29: Das passt dann natürlich nicht damit zusammen, dass die beiden am Freitag noch kerngesund in einem Café gesessen haben sollen.
00:34:36: Außerdem lesen die Ermittler das Steuergerät des Autos der Opfer aus und finden heraus, dass das Auto zum letzten Mal am siebten Juli um vierzehn Uhr fünfundvierzig bewegt wurde und zwar für etwa eine halbe Stunde.
00:34:49: Und da das Auto auch bei denen in der Garage steht, ist es eigentlich ziemlich sicher, dass die Zeugen nicht recht haben mit ihrer Sichtung.
00:34:55: Vielleicht haben die sich einfach im Tag geirrt.
00:34:57: Die Ermittler untersuchen also wirklich jedes kleinste Detail.
00:35:01: Dazu gehört auch bestimmte Wege nachzustellen und zu überprüfen, ob die Taten überhaupt zeitlich und örtlich möglich sind.
00:35:08: Denn Bernd und Henrike wohnen ja etwa dreihundertfünfzig Kilometer entfernt und ihr Auto, ein älterer BMW, der soll immer mal wieder Motorprobleme gehabt haben, weswegen man keine längeren Strecken mit dem Auto fahren sollte.
00:35:21: Das sagen zumindest Bernd und Henrike.
00:35:25: Aber weil es hier um ziemlich brutalen Mordfall geht, schöpfen die Polizisten alle Mittel aus und testen das auch.
00:35:31: Naja, und dann fällt auf, es wäre theoretisch zumindest möglich gewesen, in dieser Nacht von Haare nach Koblenz zu fahren, Heinrich und Waldhraut zu töten und dann wieder zurückzufahren.
00:35:42: Jetzt habe ich ja gerade schon gesagt, dass die beiden... behauptet haben, dass das Auto kaputt ist und sie es auch deswegen zur Werkstatt gebracht haben.
00:35:50: Deshalb befragen die ja mittlerweile auch noch mal einen Kfz Sachverständigen und den Werkstattleiter.
00:35:55: Das sind dann ziemlich detaillierte Infos.
00:35:56: die sie da bekommen, es geht darum, ob einer der vier Zylinder dauerhaft oder nur eine Zeit lang nicht funktioniert haben könnte, ob es Probleme mit einer Zündkerze oder mit der Batterie gab und ob das Auto überhitzt bzw.
00:36:08: nach was für einer Strecke.
00:36:10: Also diese ganzen Befragungen und Gutachten sind natürlich Teil der Beweisführung.
00:36:13: Das ist eben theoretisch.
00:36:14: möglich wäre, dass Henrike die Schwiegereltern umgebracht hat.
00:36:18: Allerdings kann man eben nicht hundert Prozent nachweisen, dass es diese Schäden an dem Auto wirklich... gegeben hat, aber möglich wäre es eben, dass Henrike nach Koblenz gefahren ist und den Mord begangen
00:36:29: hat.
00:36:29: Aber Beweise gibt es dafür noch nicht, oder?
00:36:32: Nee, das nicht.
00:36:33: Aber im Laufe der Zeit sammeln die Ermittler eben immer mehr kleine Puzzleteile, die dann zusammengefügt ein Bild ergeben.
00:36:40: Und dieses Bild zeigt Henrike.
00:36:43: Sie ist jetzt also Hauptverdächtige Nummer eins.
00:36:46: Die Ermittler sagen, sie hat aus Habgier getötet, weil sie Geldsorgen hatten.
00:36:51: Henrike, die bestreitet das und äußert sich in der SWR-Doku, Mord ohne Beweise, selbst so.
00:36:57: Ich muss versuchen, das Abstrakt zu sehen, weil die müssen von Habgier aussehen.
00:37:00: Weil die anderen Mordmerkmale, und man wollte mich wegen Mordes verurteilen, würden ja nicht greifen.
00:37:06: Da bleibt ja nur Habgier.
00:37:08: Und es würde auch passen, die hatten mehr Geld als wir.
00:37:10: Wenn sie ein habgieriger Mensch sind, ja, kann das passen, aber ich bin es nicht.
00:37:16: Ich glaube auch nicht, dass das Gericht in irgendeiner Art und Weise hat darstellen können, dass ich abgericht bin.
00:37:21: Wenn so etwas passiert, dann möchte die Gesellschaft das Gericht haben.
00:37:25: Der Fall soll aufgeklärt werden, man möchte sein Erfolg.
00:37:29: Auf jeden Fall möchten die Bürger wieder ruhig schlafen.
00:37:32: Und deswegen brauchen sie jemanden.
00:37:33: Und wenn sich da nicht jemand auf dem Silbertabletze präsentiert, warum nicht?
00:37:38: Okay, sie sagt also, die Polizei brauchte einen Schuldigen und hat sich da auf sie eingeschossen?
00:37:44: Ja, genau.
00:37:44: Okay, wir wissen ja, alles ist möglich, aber dass man seine eigenen Schwiegereltern ersticht.
00:37:50: Also, und vor allen Dingen auch, als du erzählt hast, wie das Ganze abgelaufen ist und wie die beiden da aufgefunden wurden, das finde ich jetzt schon heftig.
00:37:58: Ja, absolut.
00:37:58: Also, man kann sich das gar nicht richtig vorstellen.
00:38:00: Ich habe danach auch mal unseren Psychologen Christian Lütke gefragt, also einfach die eigenen Angehörigen zu ermorden.
00:38:07: Da gibt es ja eigentlich so eine natürliche Hemmschwelle und das sagt er dazu.
00:38:11: Wenn wir über so eine Tat sprechen, reden wir über einen massiven Tabubruch.
00:38:15: Normalerweise haben wir eine sehr starke innere Hemmung, Menschen zu verletzen und bei nahen Angehörigen ist diese Hemmschwelle noch einmal viel höher.
00:38:23: Familienbeziehungen sind ja eigentlich der Ort, an dem wir Schutz, Loyalität und Sicherheit erwarten.
00:38:28: Jemandem aus dem engsten Familienkreis Brutal zu töten widerspricht völlig unseren inneren Bildern von Familie.
00:38:35: Diese Hemmung kann aber in bestimmten Konstellationen brüchig werden, zum Beispiel wenn starke Kränkungen, ungelöste Konflikte, Feindbilder und ein sehr ausgeprägtes eigenes Anspruchstenken dazukommen.
00:38:46: Bei Taten, die wie hier als HAB hier bewertet wurden, ist oft nicht der reine Geldbetrag entscheidend, sondern das dahinterstehende erleben.
00:38:56: Mir steht das zu, ich bin zu kurz gekommen, die anderen sind schuld, dass es mir schlechter geht.
00:39:02: Wenn sich so ein inneres Drehbuch über Jahre aufbaut, kann Geld zum Symbol werden für Anerkennung, Gerechtigkeit und Macht.
00:39:08: Wichtig ist, solche familiären Habgetaten sind zum Glück sehr selten.
00:39:12: Die allermeisten Menschen würden selbst in finanziellen Krisen niemals auf die Idee kommen, Angehörige zu töten.
00:39:18: Wenn es doch passiert, sehen wir häufig eine Mischung aus Persönlichkeitsfaktoren, z.B.
00:39:22: fehlende Empathie, nazistische Kränkbarkeit und ein starker Egoismus.
00:39:28: und einer sehr starren, inneren Rechtfertigung.
00:39:31: Die Tat wird innerlich umgedeutet zu etwas, das notwendig oder verdient gewesen sei.
00:39:36: Das macht es überhaupt erst möglich, diese extreme Schwelle zu überschreiten.
00:39:40: Wie gut das Verhältnis zwischen Henrike und ihren Schwiegereltern war, darüber gibt es unterschiedliche Angaben.
00:39:46: Bernd sagt, ja, seine Eltern hätten es lieber gehabt, dass er eine Kaufmannstochter heiratet.
00:39:52: Und die haben Henrike schon immer kritisch beäugt.
00:39:55: Aber das sei jetzt alles kein Drama gewesen.
00:39:58: Die Schwiegermutter selbst soll einem Bekannten aber erzählt haben, dass das Verhältnis zu Schwiegertochter schlecht sei und die es nur auf ihr Geld abgesehen hätte.
00:40:07: Und sie hat auch gesagt, dass sie Angst vor Henrike habe, zumal die ja auch Zugang zum Hausschlüssel hat.
00:40:13: Herr und einem Nachbarn soll Henrike wiederum erzählt haben, dass die Schwiegereltern ihren Sohn enterben wollten.
00:40:21: Bernd bestreitet das aber.
00:40:23: Aber zu sagen, ich hab Angst von meiner Schwiegertochter, also das ist schon krass.
00:40:28: Und auch das mit dem Enterben klingt jetzt nicht so besonders harmonisch.
00:40:32: Also könnte schon ein Motiv sein.
00:40:34: Ja, definitiv.
00:40:35: Und für die Ermittler wird mit jeder Information, die sie so herausfinden, das Bild einfach deutlicher.
00:40:40: Zum Beispiel erzählt auch ein Bekannter, dass Henrike mit ihm schon mal über einen Auftragskiller gesprochen habe, im Scherz angeblich.
00:40:48: Wie bitte?
00:40:49: Aber ich meine, das ist ja schon, also ... Ich hab jetzt noch nicht über Auftragskiller rumgeschärzt, muss ich mal sagen.
00:40:56: Auch nicht über die Schwiegermutter.
00:40:57: Klingt also erst mal verdächtig.
00:40:59: Nee.
00:41:01: Oder aber dass Henrike auch für den Tatzeitraum von einer Freundin ein Auto leihen wollte, obwohl sie ja eigentlich den BMW und auch noch ein Dacia hatten.
00:41:09: Schon irgendwie verdächtig.
00:41:11: Und dann kommt auch noch dazu, dass eine ihrer Töchter gegenüber einem Freund gesagt hat, dass die Mutter, also Henrike, in der Tat Nacht erst um sechs Uhr morgens heimgekommen ist.
00:41:22: Okay, das widerspricht sich ja auch mit der Aussage von Henrike, also, dass sie nur zum Supermarkt wollte.
00:41:28: Klingt jetzt alles schon mysteriös.
00:41:30: Ja, aber als die Kriminalpolizisten Henrike damit konfrontieren, da hat sie erst mal eine Erklärung.
00:41:36: Sie behauptet nämlich, sie wollte in der Nacht Suizid begehen, also sich umbringen und sei deswegen mit dem Auto losgefahren und habe auch niemandem so genau gesagt, wo sie hin möchte.
00:41:47: Und so begründet sie das in der SWR-Doku.
00:41:50: Einmal, dass für mich selbst mal immer eine völlig moderate und gute Sache war, um mich Dinge zu trauen.
00:41:57: Wenn es nicht klappt, dann kann ich mich ja umbringen oder ich auch so immer wieder in Löcher gefallen bin und dachte, Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr.
00:42:05: Dann dieses Du musst Leistung erbringen, wenn du nichts leistest.
00:42:08: Dann bist du nichts wert.
00:42:09: Das ist ein großes Thema.
00:42:11: Und dieses einfach nicht glücklich sein dürfen.
00:42:13: Das ist schweren Worte zu fassen.
00:42:15: Okay, das kommt jetzt ein bisschen überraschend.
00:42:18: Wie hat sie sich denn das überlegt mit der Autofahrt?
00:42:21: Ja, das habe ich mich auch gefragt.
00:42:23: und in ihrer beschuldigten Vernehmung.
00:42:25: Da erzählt Hein-Rike das dann auch genauer.
00:42:27: Also, sie sagt, dass sie schon als Kind mit elf Jahren ... Irgendwie das Gefühl hatte, nichts wert zu sein und dass ihr alles egal sei.
00:42:35: Damals dachte sie, es werde alles niemals besser und dass es eben besser sei zu sterben.
00:42:41: Ihre Mutter hat sie dann zu einem Psychologen gebracht und irgendwann wurde es dann tatsächlich besser.
00:42:47: Aber im Alter von einundzwanzig hat sie dann wieder ein Suizid versucht, der aber nicht geklappt hat.
00:42:53: Sie überlebt und erzählt nur ihrer Mutter davon und nimmt ihr auch das Versprechen ab, darüber zu schweigen.
00:43:00: Auch während ihres Studiums hat Henrike ab und an noch solche Gedanken, spricht wohl zwei, drei Mal auch mit Freunden darüber.
00:43:07: Irgendwann fängt sie dann aber an, diese Gedanken und Pläne zu verdrängen und einfach nicht mehr darüber zu reden.
00:43:13: Sie schämt sich auch dafür und will sich nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen.
00:43:18: Und deshalb erzählt sie auch ihrem Mann Bernd nie ein Wort davon.
00:43:22: Henrike erzählt weiter, dass sie seit Mitte Ende Juni wieder das Gefühl hat, sie sei es nicht wert, weiterzuleben.
00:43:29: Weil sie ihren Töchtern und ihr Mann aber nicht davon erzählen will, täuscht sie erst mal immer so Kopfschmerzen vor oder andere Schmerzen und bleibt dann einfach im Bett liegen.
00:43:38: Das war nicht jeden Tag, aber eben an einigen Tagen so, sagt sie.
00:43:42: Sie merkt, dass es ihr nicht gut geht, aber sie traut sich auch irgendwie nicht zum Arzt zu gehen, weil sie nicht will, dass dann zu viele Gedanken und Erinnerungen aus ihrer Kindheit hochgeholt werden und sie sich dann wieder damit beschäftigen muss.
00:43:54: Also verdrängt sie die Gedanken lieber.
00:43:57: Bis zum siebten Juli, an dem Tag sind ihre Suizidgedanken besonders stark.
00:44:02: Aber Henrique tut trotzdem erst mal so, es wäre nichts.
00:44:05: Morgens fährt sie zu einem Orthopäden, weil sie Schulterprobleme hat, dann zu ihrem Hausarzt, um ein Rezept abzuholen.
00:44:12: Dann telefoniert sie mit dem Schwiegervater, um den Überraschungsbesuch bei den Schwiegereltern zwei Tage später zu planen.
00:44:19: Und als sie mittags dann wieder nach Hause kommt, sind ihre Gedanken aber so stark, dass sie keinen Ausweg weiß.
00:44:25: Sie sagt also zu ihrer Tochter, dass sie zu einer Freundin fährt und verabschiedet sich.
00:44:29: Gott, das ist aber schlimm.
00:44:31: Schreibt sie dann auch einen Abschiedsbrief?
00:44:33: Nee, da hat sie sich bewusst dagegen entschieden.
00:44:35: Sie möchte nämlich nicht, dass ihre Familie weiß, dass sie unter diesen Suizidgedanken leidet, weil sie auch nicht möchte, dass ihre Töchter sich dann womöglich ein schlechtes Beispiel an ihr nehmen.
00:44:44: Und deshalb möchte sie ihren Tod wie ein Unfall aussehen lassen.
00:44:48: Ihr Plan ist, mit dem BMW, der ja eh schon Motorprobleme hat und deshalb auch nicht mal so nützlich ist für die Familie, also schnell auf der Autobahn zu fahren und einen Unfall zu verursachen oder eben so von der Fahrbahn abzukommen.
00:45:02: Den Plan hat sie auch fest im Kopf, sagt sie, als sie diese Freundin dann verlässt, mit der sie da ja noch auf der Terrasse gesessen hatte.
00:45:10: Aber angeblich springt der BMW nicht an.
00:45:12: Für Henrike, so sagt sie, sei das ein erstes Zeichen gewesen, dass sie sich vielleicht doch nicht umbringen sollte.
00:45:18: Aber erst mal geht sie dann nach Hause und steigt dann aber in den Dacia.
00:45:21: Dann fährt sie los auf die Autobahn, aber sie fährt irgendwie unkonzentriert und fährt in die falsche Richtung.
00:45:29: Und sie weiß, wenn sie jetzt einen Unfall verursachen würde, dann würden ihre Töchter und ihr Mann sich fragen, warum sie in diese falsche Richtung gefahren ist und dann vielleicht doch herausfinden, dass sie sich absichtlich umgebracht hat.
00:45:39: Das ist dann für Henrike ein zweites Zeichen.
00:45:41: Was sie dann eben nutzt, um sich dagegen zu entscheiden, sie dreht dann um, fährt zurück nach Hause und legt sich ins Bett.
00:45:48: Also so erzählt sie es zumindest.
00:45:50: Und was sagen die Polizisten zu dieser Erklärung?
00:45:53: Naja, die hören sich das erst mal an und theoretisch könnte es ja auch so gewesen sein.
00:45:58: Aber die Sachverständigen, Gutachter, Psychiater, die Henrike später untersuchen, die kommen zu dem Ergebnis, dass Henrike lügt.
00:46:06: Eine Sachverständige, die sagt zum Beispiel, wenn Henrike wirklich so eine depressive Störung hätte, wie sie es ja andeutet, dann würde die nicht immer nur so ein bisschen auftreten, sondern dauerhaft ein Problem sein.
00:46:18: Und die sagt auch, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich Henrike keine Hilfe geholt hat, obwohl sie ja sonst immer eher so der tatkräftige Typ war.
00:46:26: Und ein anderer Sachverständiger, der sagt, dass sich ihr Suizidvorsatz einfach nicht verifizieren lässt.
00:46:33: Der letzte Hinweis für die Ermittler ist dann, dass Henrike zwar nach der Ermordung der Schwiegereltern ein einstündiges Beratungsgespräch in Anspruch genommen hat, bei dem sie aber hauptsächlich über ihre eigenen Eltern und nicht über ihre Trauer gesprochen hat.
00:46:48: Danach gibt es dann noch einen zweiten Termin, aber da ist Henrike nicht mehr erschienen und hat dann auch keine weiteren Termine gemacht.
00:46:55: Also im Hinblick auf diese Fakten interpretiert das Gericht es einfach so, dass Henrike nicht wirklich eine Suizidabsicht hatte.
00:47:02: Und damit ist ihr Alibi im Grunde hinfällig.
00:47:06: Deswegen machen die Ermittler auch am Zweiundzwanzigsten Mai, Zwei-Tausend-Zwölf-Negel mit Köpfen.
00:47:10: Das ist ein frühlingshafter Tag, an dem man den nahenden Sommer schon spüren kann, ein Dienstag.
00:47:16: Henrike Berndt und ihre drei Töchter sind gut gelaunt.
00:47:19: Die älteste Tochter hat gerade ihre Abschlussprüfung in der Schule bestanden und das will die Familie jetzt feiern.
00:47:25: Deswegen fahren Henrike und die Tochter gemeinsam mit dem Mopad zum Supermarkt, um Eis zu kaufen.
00:47:31: Aber als sie den Parkplatz überqueren, da werden sie dann aufgehalten.
00:47:34: Polizeibeamte stellen sich den beiden in den Weg.
00:47:37: Und Henrik ist erster Gedanke, sie haben ihn, sie haben den Mörder der Schwiegereltern gefasst.
00:47:43: Aber der Beamte, der sagt etwas anderes, nämlich Frau Schämmer können wir sie bitte sprechen.
00:47:48: Und ihr wird sie jetzt verhaftet?
00:47:49: Ja, die Ermittler, die haben nämlich genügend Indizien gesammelt, dass sie Henrike jetzt festnehmen und auf das Polizeipräsidium von Lingen bringen können.
00:47:58: Währenddessen stehen weitere Beamte vor dem Haus der Familie, erklären Bernd die Situation und nennen ihm Gründe, weswegen sie seine Frau jetzt verhaftet haben.
00:48:09: Bernd, der kann das gar nicht fassen.
00:48:10: Während die Ermittler das Haus nach weiteren Hinweisen durchsuchen, werden wirklich seine Augen feucht und in seinem Kopf dreht sich alles, er kann einfach nicht glauben, dass seine Henrike seine Eltern so brutal ermordet haben soll.
00:48:23: Weil seit mehr als zwanzig Jahren sind die beiden ein Paar.
00:48:26: Er kennt sie so gut wie niemanden sonst.
00:48:28: Sie haben drei Töchter, ein Haus, sie lieben sich doch.
00:48:32: Aber er kann nichts tun.
00:48:34: Immer mehr Polizeiautos parken vor dem Haus, immer mehr uniformierte Drängen ins Haus, öffnen Schränke, Schubladen und Türen und stellen alles auf den Kopf.
00:48:43: Erst Stunden später verschwinden sie wieder, ohne etwas gefunden zu haben.
00:48:47: Ja, für Bernd ist das ein Zeichen.
00:48:49: Er ist sich sicher, dass seine Frau unschuldig ist.
00:48:53: Aber die Polizei ist es nicht.
00:48:55: Ja, und auch Henrike, die kann das zunächst gar nicht glauben, das sagt sie jedenfalls im Nachhinein in der SWR-Doku über diesen Tag.
00:49:03: Die haben mich ja mitgenommen von zu Hause und nach Lingen gebracht.
00:49:08: Und ich habe immer noch gedacht, ich gehe wieder nach Hause.
00:49:12: Ich habe nur gedacht, es sind irgendwelche Fragen noch.
00:49:15: und dann gehe ich noch, ich habe das nicht kapiert.
00:49:17: Ich wollte dann den Anwalt anruft, irgendwann hieß es dann, ich sei beschuldigt.
00:49:21: Aber da waren wir schon im Gespräch, dann wollte ich, wir hatten ja einen Opferanwalt auf Anrecken des Psychologen uns genommen, den wollte ich dann anrufen, das wurde mir bis kurz vor Kanzlei Schluss verwehrt und dann hat man mir das Telefon hingeschädelt, wohl wissendlich, dass die Kanzlei jetzt schon geschlossen ist.
00:49:38: So dass ich ohne Anwalt da saß, sein Ehr hat, so mein Mann und mir gesagt, sollten Sie mal anders als als Zeugen vernommen werden.
00:49:46: Dann rufen sie bitte erst an.
00:49:48: Dann spricht man nicht mehr mit der Polizei.
00:49:50: Das hab ich nicht befolgt, weil ich immer gedacht habe, wenn du nichts getan hast, kann dir nichts passieren.
00:49:55: Du klass das jetzt auf, du reißt dich jetzt hier zusammen und dann gehst du nach Hause.
00:49:59: Ja, es hilft alles nichts.
00:50:01: Im Sommer, der Beginn vor dem Landgericht Kublenz der Prozess.
00:50:06: Angeklagt ist Henrike Schämmer wegen Mordes in zwei Fällen.
00:50:10: Der Prozess dauert vierundzwanzig Verhandlungstage.
00:50:13: Vor Gericht präsentieren die Ermittler dann die vielen kleinen Details, die ganzen Hinweise und Anhaltspunkte, die sie über viele Monate gesammelt haben.
00:50:22: Insgesamt sagen «fünfundachzig» Zeugen aus, ein Dutzend Sachverständige, neunundsechzig Uhr.
00:50:27: Kunden und Augenscheinobjekte werden gezeigt und geordnet.
00:50:31: Für die Ermittler ist das Ergebnis klar, Henrike Schemmer ist schuldig.
00:50:36: Aber was hat denn jetzt genau den Ausschlag gegeben, dass sie davon überzeugt sind?
00:50:40: Wie soll sie dieser Tat jetzt eigentlich begangen haben?
00:50:44: Also den allerletzten Hinweis darauf, dass Henrike die Täterin ist, den haben die Beamten erst ziemlich spät bekommen, nämlich als Henrike schon in Untersuchungshaft sitzt, da hängen die Beamten der Kriminalpolizei in Koblenz ein paar Plakate auf.
00:50:58: Da Henrike jetzt im Gefängnis sitzt, können sie offen ermitteln und deshalb haben sie auf die Plakate auch ein Foto von Henrike gedruckt.
00:51:06: Und hier siehst du eines dieser Plakate.
00:51:08: Du kannst ja so ein bisschen beschreiben, was du da siehst und vielleicht auch mal vorlesen zum Teil, was da steht.
00:51:13: Also ja, das sieht hier aus wie ein Polizeiplakat mit so einem Polizeizeichen links oben in der Ecke.
00:51:19: Und als Überschrift ganz groß und rot steht Doppelmord.
00:51:25: Zehntausend Euro Belohnung.
00:51:27: Und dann ist da ein großes Foto von Henrike zu sehen und darunter ihr BMW.
00:51:31: Also das ist schon, ja, es ist schon krass, wenn du solche Plakate entdext, ich meine, als wenn du da deine Nachbarin erkennst oder deine Mutter, die Töchter, die werden das ja auch gesehen haben.
00:51:43: Also, ja, heftig.
00:51:45: Ja, und mit diesem Fahndungsplakat, da will die Polizei jetzt eben herausfinden, was da passiert ist.
00:51:51: Und fragt ja auch, wer die Tatverdächtige oder den BMW in dieser Nacht am Morgen des achten Siebten gesehen hat.
00:51:58: Oder ob es jemanden gibt, bei dem die Tatverdächtige um ein Auto gebeten hat.
00:52:03: Oder gefragt hat, ob jemand ein Auto für sie anmieten kann.
00:52:08: Da steht ja alles als Fragen auf dem Plakat.
00:52:11: Damit hat die Cripo tatsächlich Erfolg, denn neun Monate später meldet sich jemand bei ihnen.
00:52:17: Es ist ein Mann, ein Kfz-Mechaniker, der sagt, er habe den BMW in der Tat Nacht auf der Autobahn gesehen, und zwar zwischen Haaren und Koblenz.
00:52:27: In der Nacht war er unterwegs von seiner Mutter nach Hause.
00:52:30: Sein Vater liegt zu der Zeit im Krankenhaus und mit der Mutter hatte er diskutiert, ob sie die lebensverlängernden Maßnahmen beenden sollen.
00:52:37: In dieser Nacht fährt er auf sein Motorrad zurück nach Hause, als ihm ein Auto auffällt.
00:52:43: Es fährt nämlich sehr schnell und in einem Moment da stoßen die beiden fast zusammen.
00:52:48: Der Motorradfahrer kann gerade noch rechtzeitig ausweichen, um den Crash zu verhindern.
00:52:53: Und er sagt, als Motorradfahrer sei er das auch gewohnt, eben öfter mal so in gefährliche Situationen zu geraten, weil er oft übersehen wird.
00:53:01: Und deshalb sei er es auch gewohnt, sich Kennzeichen von Autos zu merken.
00:53:05: Und so merkt er sich in der Nacht auch das Kennzeichen des BMW, ohne zu wissen, dass die Erinnerung ein paar Monate später eine Mörderin überführen würde.
00:53:15: Das ist aber ein guter Zufall und ja, auch sehr praktisch, dass er da gerade unterwegs von sich das Nummern-Shield gemerkt hat.
00:53:20: Das ist ja nicht selbstverständlich.
00:53:23: Okay, es könnten jetzt aber nur Erinnerungen gewesen sein oder er hat es sich vielleicht auch nur ausgedacht.
00:53:27: Also wie kann man das jetzt nachweisen?
00:53:29: Er könnte es ja auch vielleicht gelesen haben oder gesehen haben.
00:53:42: Also, dass er sich das ausgedacht hat, das schließen die Ermittler aus.
00:53:45: Die sagen, es gibt keinen Anlass für den Zeugen, falsche Angaben zu machen.
00:53:48: Sie finden auch heraus, dass er von den ganzen Ermittlungen und der Fahndung eigentlich wenig mitbekommen hat.
00:53:53: Also es liefen zum Beispiel zwei Aktenzeichen XY-Sendungen, die er nicht gesehen haben will.
00:53:58: So sagt er es jedenfalls und auch die Flugblätter.
00:54:02: In den Briefkästen seien ihm zunächst nicht aufgefallen.
00:54:05: Die Ermittler fragen natürlich noch weiter und sagen aber er liefert überzeugende Gründe, warum er sich das Kennzeichen gemerkt hat und eben auch, dass er sich generell gut Sachen merken kann.
00:54:14: Und er erinnert sich, dass das Fahrzeug helle Aluminiumfelgen hatte und die hat der BMW, der Familie Schämmer.
00:54:21: Es sind natürlich keine Beweise, aber die Beamten sagen, es sind glaubwürdige Aussagen.
00:54:27: Und das ist es jetzt, was für die Ermittler zählt.
00:54:30: Und sie stellen auch fest, dass es keine erheblichen Widersprüche zwischen den Aussagen des Zeugen und den ganzen anderen Hinweisen gibt.
00:54:37: Also sind die Ermittler davon überzeugt, dass dieser Zeuge die Wahrheit sagt.
00:54:42: Sie sagen, dass die Tat folgendermaßen abgelaufen ist.
00:54:45: Also in der Nacht vom siebten auf den achten Juli fährt Henrike los in Richtung der Schwiegereltern.
00:54:50: Mit dem Schlüssel, den sie besitzt, öffnet sie leise die Haustür und schleicht in Richtung Schlafzimmer.
00:54:56: Da kommt Heinrich aus dem Bad und überrascht sie.
00:54:59: Henrike sticht direkt auf ihn ein, wieder und wieder, solange bis er tot am Boden liegt.
00:55:03: Dann geht sie weiter ins Schlafzimmer.
00:55:05: Dort hat sich Waldhraut im Bett aufgesetzt, wahrscheinlich weil sie die Geräusche gehört hat.
00:55:10: Henrike sticht auch auf sie ein, dann geht sie ins Bad, wäscht sich die Hände und verlässt das Haus wieder.
00:55:15: Sie schließt die Tür ab und lässt den Schlüssel neben der Haustür in ein Blumenbeet fallen.
00:55:20: Und dann fährt sie wieder zurück nach Hause, wo sie gegen sechs Uhr morgens ankommt.
00:55:25: Ja, dann zwei Tage später fährt sie nochmals zu den Schwiegereltern, damit es irgendwie plausibel ist, dass DNA da am Tatort ist.
00:55:31: Also das ist ja schon sehr durchdacht.
00:55:35: Ja, vermutlich.
00:55:36: Also sie hat ja die beiden Toten auch angefasst, ist da in der Wohnung herumgelaufen, relativ hysterisch.
00:55:41: Was ja für Außenstehende erst mal aussehen könnte, einfach wie eine krass emotionale Reaktion.
00:55:46: Aber die Ermittler, die sehen das eher als Taktik, um Spuren zu verwischen.
00:55:51: Und das findet das Gericht auch und verurteilt Henrike Schämmer wegen Mordes in zwei Fällen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit besonders schwerer Schuld.
00:56:01: Ja, und was sagt jetzt Emanuel Natzüchmein?
00:56:03: Er hat ja seine Eltern verloren und vor allen Dingen auch die Familie.
00:56:05: Was sagen die da alle dazu?
00:56:07: Also, die Familie hat die ganze Zeit an Henrikes Unschuld geglaubt und die standen und stehen auch fest an ihrer Seite.
00:56:14: Bernd ist überzeugt, dass seine Frau unschuldig ist und dass die Ermittler ihr die Schuld zugeschoben haben.
00:56:20: Und das sagt er auch in der SWR-Doku.
00:56:26: Am Anfang war er schon sehr wütend.
00:56:28: Mittlerweile lernt man damit umzugehen.
00:56:30: Wichtig ist auch... sich, dass das familiäre Klima nicht zerfressen zu lassen, durch die Gut.
00:56:35: Weil das macht viel mehr kaputt, die Gut, als, sag ich mal, die Liebe, die von den Kindern kommt oder auch weitergegeben wird.
00:56:42: Und das ist das, was uns als Familie stark macht.
00:56:45: Und das sag ich mal auch uns durchstehen lässt.
00:56:48: Ich mein, einerseits ja ganz schön, dass er an seine Unschuld oder an ihre Unschuld glaubt, an die Unschuld seiner Frau.
00:56:55: Das wünscht man sich ja eigentlich.
00:56:56: nur, dass der Mann dann so fest an der Seite steht.
00:57:00: Andererseits finde ich es auch ein bisschen gutgläubig.
00:57:04: Es gibt ja keine anderen Tatverdächtigen, oder?
00:57:06: Ja, das stimmt.
00:57:07: Und wie das kommt, dass er da an seiner Frau so festhält, das habe ich auch mal den Psychologen Christian Lütke gefragt.
00:57:13: Aus psychologischer Sicht ist das zunächst einmal ein Schutzmechanismus.
00:57:17: Der Sohn steht in einem extremen inneren Konflikt.
00:57:20: auf der einen Seite, die Liebe zu seiner Frau.
00:57:23: vielleicht gemeinsame Kinder, ein gemeinsames Leben, auf der anderen Seite die Eltern, die getötet wurden.
00:57:28: Wenn er akzeptieren würde, meine Frau hat meine Eltern ermordet, würde seine gesamte innere Welt zusammenbrechen.
00:57:34: Das Gehen versucht uns vor solchen seelischen Abgründen zu schützen.
00:57:38: Ein Weg ist die Verdrängung oder die Umdeutung.
00:57:41: Man klammert sich an jede Möglichkeit, dass es einen anderen Täter gegeben haben könnte.
00:57:45: Man stellt das Urteil infrage, man fokussiert sich auf vermeintliche Fehler im Verfahren.
00:57:50: Das hat nichts mit Dummheit zu tun, sondern mit einem einem emotionalen Schutzmechanismus.
00:57:54: Wenn die Alternative seelisch nicht auszuhalten ist, wird die Version, meine Frau ist unschuldig, zur einzigen stabilen inneren Lösung.
00:58:02: Dazu kommt, Loyalität ist ein ganz starkes Band.
00:58:06: Wer jemand liebt, investiert viel in dieses Bild des anderen.
00:58:09: zu akzeptieren, dass der geliebte Mensch zu einer solchen Brutalität fähig ist, würde auch das eigene Urteilsvermögen infrage stellen.
00:58:16: Wie konnte ich das nicht sehen?
00:58:18: Habe ich jahrelang mit einer Mörderin gelegt, auch um das eigene Selbstbild zu retten, halten Angehörige manchmal hartnäckig an der Unschuld eines verurteilten Menschen fest?
00:58:27: Ja und genau deswegen versucht Bernd auch immer wieder das Urteil anzuföchten, das ist sein Ziel.
00:58:33: Meine Frau rauszuholen, das ist das, worum sich letztendlich alles dreht, weil davon hängt die Familienkonzip ab.
00:58:39: Klang B, gibt's keinen.
00:58:40: Ich geb meine Frau nicht auf.
00:58:42: Für mich ist meine Frau absolut hundertprozentunschuldig, wenn ich dieser hundertprozentigen Überzeugung nicht wäre.
00:58:49: Ich glaube, dann würde ich diese Anstrengungen nicht machen.
00:58:51: Das ist ein Riesenjustizirrtum, wodurch der auch immer entstanden ist.
00:58:56: Das kann aber so nicht stehen bleiben.
00:58:58: Ja, er sagt, dass der letzte, also dieser entscheidende Zeuge, der Kfz-Mechaniker, der den BMW auf der Autobahn gesehen haben will, nicht glaubwürdig ist, Bernd findet nämlich, dass ein Zeuge nicht glaubwürdig sein kann, der für eine Belohnung von zehntausend Euro ausgesagt hat.
00:59:13: Aber der Punkt ist jetzt, der Zeuge hat das Geld nicht angenommen.
00:59:18: So steht es im Urteil.
00:59:20: Interessant ist, in dieser SWR-Doku, aus der ja auch diese ganzen Aussagen von Bernd und Henrike stammen, da hat ein Kriminalogen auch mal versucht, alle Spuren nachzuprüfen.
00:59:29: Also die haben zum Beispiel den Tatort nachgebaut und die Mordnacht richtig nachgestellt.
00:59:35: Und da sind die zum einen zu dem Schluss gekommen, dass es auf jeden Fall ein Täter gewesen sein kann, weil das war ja vorher immer mal die Diskussion, vielleicht waren es auch mehrere, kann das überhaupt ein Täter gewesen sein?
00:59:46: Das bestätigen die, der dann eben erst Heinrich auf der Toilette überwältigt und erstochen hat und dann Waldhaut im Bett.
00:59:53: In der Doku haben sie sich auch noch mal auf diesen Schlüssel fokussiert.
00:59:56: Die haben dann ausprobiert, ob es sein kann, dass der Täter den Schlüssel einfach verloren haben kann.
01:00:01: Davon gehen die aber nicht aus.
01:00:02: Die sagen, der Schlüssel muss da absichtlich hingelegt worden sein.
01:00:06: Und dann sind sie die Strecke nach Koblenz und zurück, auch mit einem baugleichen BMW abgefahren, konnten bestätigen, dass eine Tat in der angesetzten Zeit möglich ist.
01:00:16: Und die haben auch noch mal mit einer Werkstatt gesprochen wegen dieser angeblichen Fahruntüchtigkeit des BMW.
01:00:22: Und da heißt es, hätte der BMW wirklich genau diese Mängel gehabt, dann sei es wirklich schwierig gewesen, diese Strecke zu absolvieren.
01:00:29: Aber ob es diese Mängel wirklich gegeben hat zu diesem Zeitpunkt, das konnte so nicht nachgewiesen werden.
01:00:36: Und dann haben die auch noch mal diese mögliche Fast-Kollision mit dem Motorradfahrer nachgestellt.
01:00:42: Da haben die jetzt ein bisschen Zweifel gehabt, die sagen, ein Nummernschild bei so einer kurzen Begegnung zu lesen, das sei schwierig.
01:00:49: Fand ich ganz interessant.
01:00:51: Aber ich meine, wenn der Zeuge die Zehntausend Euro nicht genommen hat, also das ist für mich ein eindeutiger Beweis dafür, dass er nicht lügt, also was soll er sonst für ein Motiv gehabt haben.
01:01:00: Und ich habe jetzt gerade nochmal ein bisschen zurückgeblättert, habe mir nochmal dieses Familienfoto angeguckt.
01:01:04: Henrike ist auch relativ groß, also sie ist glaube ich sogar ein Stückchen größer als Heinrich.
01:01:09: Also körperlich könnte ich mir vorstellen, hätte sie da wirklich alle Möglichkeiten gehabt, auch beide umzubringen.
01:01:16: Und ich finde, das sind jetzt schon ziemlich viele Indizien, die gegen sie sprechen.
01:01:20: Total und deshalb hat das Gericht ja eben auch so entschieden und sie verurteilt.
01:01:24: Aber Bernd glaubt seiner Frau und das sagt er konkret noch mal dazu.
01:01:29: Ich kenne meine Frau seit... ...fünf, zwanzig Jahren.
01:01:32: Und ähm, damit habe ich nie gerechnet, dass so ein Urteil rauskommt.
01:01:35: Es ist so eine liebe, herzliche Frau.
01:01:36: Tja, hier kannst du die beiden auch noch mal anschauen.
01:01:39: Das ist ein Ausschnitt auch oder ein Foto aus der Doku.
01:01:41: Da sitzen sie so zusammen.
01:01:43: Oh ja, es ist irgendwie ein ziemlich trauriges Bild.
01:01:46: Ähm, also sie halten sich im Arm bzw.
01:01:49: Bernd hält seine Frau im Arm, beide schauen ganz traurig nach unten, beide sehen ziemlich fertig aus.
01:01:55: Verständlicherweise.
01:01:56: Also, wenn sie es nicht war, ist es wirklich sehr, sehr traurig.
01:02:00: Wenn sie die Täterin ist, dann ist es aber genauso heftig, diese Lüge aufrecht zu erhalten und dann so die trauernde Schwiegertochter zu spielen.
01:02:08: Ich weiß irgendwie nicht so ganz, was ich davon halten soll.
01:02:11: Ja, und das sagt auch der Psychologe Christian Lütke, dieses Wenn sie es war, eine Lüge dauerhaft aufrecht zu erhalten, ist nämlich gar nicht so einfach.
01:02:19: Wenn jemand tatsächlich eine Societat begangen hat und sie dauerhaft leugnet, bedeutet das psychisch eine enorme Dauerleistung.
01:02:26: Man muss nicht nur mit der Erinnerung an das Geschehen leben, sondern auch mit einer permanenten inneren Spaltung.
01:02:32: Ein Teil weiß, was passiert ist.
01:02:34: Ein anderer Teil arbeitet ununterbrochen daran, diese Wahrheit wegzuschieben und nach außen eine andere Geschichte zu erzählen.
01:02:40: Das kann auf unterschiedliche Weise funktionieren.
01:02:43: Menschen mit einer stark-nazistischen oder ausgeprägt Dissozialen Persönlichkeit, früher hätte man gesagt Psychopathen oder Soziopathen, die können Schuldgefühle deutlich schwicher erleben.
01:02:55: Sie rechtfertigen die Tat vor sich selbst, machen die Opfer oder die Umstände verantwortlich und fühlen sich als eine Art Opfer der Situation.
01:03:02: In solchen Fällen kann die Leutnung nach außen relativ stabil wirken.
01:03:06: Innerlich bleibt aber oft eine hohe innere Anspannung, die sich in Schlafstörungen, Gereizzeit oder psychosomatischen Symptomen zeigen kann.
01:03:14: Bei anderen Menschen sehen wir eine Art selbstgemachte Parallelrealität.
01:03:19: Die Zeit wird immer wieder umgedeutet, minimiert oder abgespalten.
01:03:23: Über Jahre eine solche Fassade aufrecht zu erhalten kostet enorm viel psychische Energie.
01:03:29: Das Interessante ist, Leugnung schützt kurzfristig vor Zusammenbruch, langfristig verhindert sie aber echte Verarbeitung.
01:03:36: Es gibt dann kein echtes Schuld-Eingeständnis, keine Reue im tiefen Sinne und damit auch keinen inneren Frieden.
01:03:42: Man lebt wie in einem selbstgebauten Gefängnis aus Lügen und Halbverhalten.
01:03:47: Ja, wie es gewesen ist, das weiß nur Henrike selbst.
01:03:50: Bernd sagt ja, ich kenne meine Frau, aber die Frage ist, kennt man einen Menschen wirklich?
01:03:56: Das habe ich Christian auch noch mal gefragt.
01:03:58: Wir kennen einen Menschen nie vollständig.
01:04:00: Wir kennen eine Version dieses Menschen, so wie er sich uns zeigt.
01:04:04: gefiltert durch unsere eigene innere Wahrnehmung und unsere Wünsche.
01:04:07: Das ist nicht zynisch gemeint, sondern sehr realistisch.
01:04:11: Für Beziehungen brauchen wir Vertrauen.
01:04:13: Ohne das können wir überhaupt nicht leben.
01:04:15: Aber Vertrauen heißt eben nicht, dass der andere zu hundert Prozent durchschaubar ist.
01:04:18: Das heißt, ich entscheide mich, diese Menschen zu glauben, obwohl ich weiß, dass ich nicht alles von ihm sehen kann.
01:04:25: Im Kontext dieses Falles bedeutet das, für den Ehemann wäre es ein seelischer Super-Gau akzeptieren zu müssen, dass die Frau, mit der er sein Leben geteilt hat, seine Eltern getötet haben könnte.
01:04:36: Also hält er an der einzigen Version fest, die seine innere Welt stabil hält.
01:04:41: Sie weiß nicht.
01:04:42: Das ist psychologisch eher ein Ausdruck von Loyalität, Liebe und Selbstschutz und weniger ein objektiver Beweis dafür, wie gut man einen Menschen kennt.
01:04:51: Okay, und wie ist jetzt aktuell der Stand der Dinge?
01:04:54: Also, Henrike sitzt immer noch im Gefängnis.
01:04:56: Ganz interessant, Bernd hat im Jahr im Jahr im Jahr ist seine Frau auf die Zahlung von Schmerzensgeld und Scheidenersatz verklagt.
01:05:04: Hä?
01:05:04: Ich dachte, er ist von ihrer Unschuld überzeugt.
01:05:06: Ja, das ist er auch.
01:05:07: Das war sozusagen nur ein Trick.
01:05:10: Diese Klage war sein Versuch, Argumente für eine mögliche Wiederaufnahme des Strafprozesses zu gewinnen.
01:05:16: Er wollte also, dass noch einmal ganz genau geprüft wird, ob Henrike wirklich schuldig ist.
01:05:22: Aber die Zivilkammer weiß die Klage ab, weil sie die Aussage des Hauptzeugen, also des Motorradfahrers und das Urteil des Landgerichts für, ich zitiere, in sich schlüssig befinden.
01:05:33: Und Henrike ist immerhin im offenen Vollzug mittlerweile.
01:05:36: Sie darf also auch mal nach draußen ihre Familie besuchen und auch mit ihnen Dinge unternehmen.
01:05:41: Und sie wird wohl auch immer mal wieder in der Öffentlichkeit gesehen, konnte ja eben auch beim Dreh dieser Dokum mitmachen.
01:05:47: Tja, obwohl erst etwas mehr als zehn Jahre von der Freiheitsstrafe vorbei sind und sie sicher auch noch mindestens sieben weitere Jahre im Gefängnis sitzen wird, hat sie inzwischen immerhin einige Privilegien und Freiheiten, dass sie die Familie sehen
01:05:59: kann.
01:06:00: Puh, heftig.
01:06:01: Also, das ist ein ziemlich krasser Fall und ich bin hin und her gerissen.
01:06:05: Ich kann mir ehrlich gesagt fast nicht vorstellen, dass es wer anders gewesen sein könnte.
01:06:11: Wie siehst du das?
01:06:12: Ja, ich finde es auch schwierig, weil es ist ja so interessant.
01:06:15: dass es einfach gar keine anderen Verdächtigen gibt oder gab.
01:06:19: offenbar, weil ich meine, es ist ja ganz offensichtlich, jemand hatte einen Schlüssel.
01:06:24: Jetzt haben die das ja gecheckt.
01:06:25: Es gab sechs Schlüssel, vier waren im Haus, einen hatte Berndt und es gab dann eben noch einen Schlüssel.
01:06:32: Und niemand hatte Zugriff auf diese Schlüssel offenbar.
01:06:35: Man hätte die auch nicht heimlich nachmachen können.
01:06:38: Bernd hat selber gesagt, dass seine Eltern den Schlüssel nicht draußen irgendwo versteckt haben für den Fall, dass sie den Schlüssel mal vergessen.
01:06:44: Also muss es ja eigentlich jemand aus der Familie, aus dem näheren Umfeld gewesen sein, der an den Schlüssel rangekommen ist.
01:06:52: Und dann hat er eben auch niemand was geklaut.
01:06:55: Also es war offenbar kein Einbruch oder Raubmord oder so.
01:06:59: Und dann ist ja so ein bisschen die Frage auch nach dem Motiv.
01:07:01: Also wer sollte jetzt einfach ein vermögendes Rentner-Ehepaar umbringen, ohne sich daran zu bereichern?
01:07:06: Das macht ja irgendwie keinen Sinn.
01:07:08: Offensichtlich gab es ja auch überhaupt keine Zeugen, die irgendwie gesagt haben, dass es Feinde gegeben hat.
01:07:14: Und dann hatte Henrike Jan Motiv.
01:07:17: Sie hat kein Alibi.
01:07:19: Es gibt Aussagen, dass sie kein gutes Verhältnis hatte, dass sie auf das Geld spekuliert hat.
01:07:25: Also ich finde, es klingt schon relativ eindeutig.
01:07:29: Ja, und dass die Schwiegermutter gesagt hat, sie hätte Angst vor Henrike, also das finde ich ein richtig krass.
01:07:34: Das habe ich noch nie von irgendwem gehört, dass sie Angst vor der Schwiegertochter hat.
01:07:37: Dass es vielleicht mal ein angespanntes Verhältnis gibt, okay, aber das finde ich ist noch mal was anderes.
01:07:42: Andererseits, ich meine, sie hat drei Kinder und sie sitzt jetzt im Gefängnis.
01:07:47: Klar, in sieben Jahren könnte sie vielleicht rauskommen.
01:07:51: Aber das dann dafür in Kauf zu nehmen für das Erbe, also das muss man schon sehr wollen.
01:07:56: Du bekommst halt die ganze Kindheit deiner Kinder nicht mit und die Jugend, selbst wenn der Vater jetzt bei ihnen ist.
01:08:04: Vielleicht ist es auch eine Strategie gewesen, dass die beiden sich abgesprochen haben, dass Henrike komplett die ganze Schuld auf sich selbst nimmt.
01:08:10: Vielleicht wussten beide was davon, aber so bleibt wenigstens einer bei den Kindern und am Ende nach der Haft haben sie dann das Erbe.
01:08:18: Ich weiß es nicht.
01:08:20: Das fand ich auch interessant.
01:08:21: Das war ja irgendwie gar kein Thema.
01:08:23: Jetzt wissen wir natürlich nicht, ob es Thema in den Ermittlungen war.
01:08:26: Es steht davon nichts in dem Urteil.
01:08:29: Es war offensichtlich ja auch kein Thema in dem Prozess und in der Doku auch nicht.
01:08:33: Aber ich habe auch gedacht, gut, Bernd hält da sehr an seiner Frau fest.
01:08:36: Jetzt könnte man sagen, auf der einen Seite ist er vielleicht naiv.
01:08:39: Und wie Christian Lüttge ja auch gesagt hat, man will das dann nicht glauben.
01:08:43: Oder aber es gibt tatsächlich etwas, was wir alle nicht wissen, nämlich, dass die beiden sich vielleicht abgesprochen haben.
01:08:49: könnte ja auch sein, ne?
01:08:51: Also, dass sie tatsächlich beide ja abgemacht haben, dass Henrike die beiden tötet.
01:08:56: Er sich das Alibi sucht und vielleicht hat sie irgendwie geglaubt, dass sie mit ihrem halben Alibi da irgendwie durchkommt.
01:09:03: Und hat vielleicht auch gedacht, dass man ihr das nicht nachweisen kann.
01:09:07: Vielleicht haben sie beide daran geglaubt.
01:09:09: Und dann war es aber eben Indizienprozess und sie wurde halt doch verurteilt.
01:09:13: Was noch ganz interessant ist, das hab ich noch nicht erzählt, ist es wohl so, dass nach dem Tod der ... Eltern von Bernd haben die beiden auch relativ aufwändig angefangen, ihr Haus zu renovieren.
01:09:23: Das wurde ihnen dann auch vorgeworfen.
01:09:24: So nach dem Motto, ach, kaum sind die Eltern tot, nehmt ihr gleich das Erbe und fangt an, das zu investieren.
01:09:30: Das ist jetzt kein Beweis, aber vielleicht etwas, wo man mal so drüber nachdenken kann.
01:09:35: Und jetzt ist es wohl schon auch so, dass Bernd ein ganz gutes Leben führt mit den Kindern.
01:09:41: Viele Urlauber und so weiter heißt es, wie gesagt, alles keine Beweise, ne?
01:09:46: Aber ... Irgendwie könnte es schon möglich sein, dass sie sich vielleicht abgesprochen haben oder sie es halt gemacht hat und er einfach daran glaubt, dass seine Frau unschuldig ist.
01:09:56: Ja, aber das musst du dir jetzt mal vorstellen.
01:09:57: Stell dir vor, du hattest wirklich ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern und jetzt wurde deine Ehefrau verurteilt, die Mörderin der Eltern zu sein.
01:10:06: Also da noch zu ihr zu halten, das finde ich schwer vorstellbar.
01:10:11: Wie gesagt, weil es ja eben überhaupt keine anderen Verlechtigungen gibt.
01:10:14: Da denke ich manchmal, den würde ich gerne mal fragen, was glaubst du denn, wer der Mörder ist?
01:10:19: Ja.
01:10:20: Jetzt stell dir wirklich mal vor, jemand, dein Partner oder dein Ehemann würde deine Mutter umbringen und du würdest immer noch sagen, nee, er war es nicht.
01:10:26: Ich halte weiter zu ihm.
01:10:26: Das ist doch komplett absurd eigentlich, oder?
01:10:29: Mhm, total.
01:10:30: Tja, krasser Fall.
01:10:32: Was denkt ihr denn?
01:10:33: Postet mal unter unseren Post bei Instagram.
01:10:36: Glaubt ihr, dass Henrike schuldig ist?
01:10:39: Oder glaubt ihr, vielleicht sind sie beide schuldig?
01:10:41: Oder ist wer anders der Täter?
01:10:43: Das würde mich auch total interessieren, was unsere Sistis sagen.
01:10:47: Ja, genau.
01:10:48: Und ansonsten hören wir uns nächste Woche wieder.
01:10:51: Nächsten Dienstag gibt es einen neuen Fall, den werde ich dir dann erzählen.
01:10:55: Und da gibt es ein eindeutiges Ergebnis, das kann ich dir jetzt schon mal sagen.
01:11:01: Ein unfassbar grausamer Plan
01:11:03: und,
01:11:04: ja, ich will nicht zu viel Spoiler und ich sage es, eine Person, die aussieht wie ein Engel, aber das absolut böse ist.
01:11:11: Das würde dann ja mal wieder zeigen, haben wir ja auch schon häufiger darüber gesprochen.
01:11:14: Man kann es jemandem nicht ansehen.
01:11:16: Genau.
01:11:17: Ob
01:11:17: er böse ist oder nicht.
01:11:18: Genau, freue ich mich drauf, dir den nächsten Wochen zu erzählen.
01:11:21: Und ja, ihr hört mal fleißig, wenn ihr Lust habt.
01:11:25: unseren HappilyTrue Podcast.
01:11:26: Da bin ich auch gespannt, was ihr dazu sagt, wie ihr euch gefällt, ob ihr mehr davon hören wollt oder ob euch eigentlich True Crime reicht.
01:11:34: Genau, schreibt uns gerne eure Meinung dazu.
01:11:36: Ganz genau.
01:11:37: Und wenn ihr uns noch nicht abonniert habt, macht das auch gerne.
01:11:39: Freuen wir uns auch drüber und folgt uns gerne bei Instagram und das ist das incrime.podcast.
01:11:44: Und dann hören wir uns nächste Woche.
01:11:46: Bis dann.
01:11:46: Was gut.
01:11:47: Ciao.
01:11:48: Ciao.
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