#45 Vergewaltigt. Gefoltert. Ermordet. Ein Mädchen zur falschen Zeit am falschen Ort
Shownotes
Es ist ein gewöhnlicher Freitag in Paris, hektisches Treiben, Geräusche einer Großstadt, Schulkinder, die nach Hause Laufen. Doch für die 12-jährige Lola Daviet endet dieser Tag nicht dort, wo er sollte. Sie betritt ihr Wohnhaus im 19. Arrondissement – und ihre Spur verliert sich im Schatten einer Person, die kaum jemand bemerkt hatte. Die Überwachungskamera zeigt nur einen flüchtigen Moment: Ein junger Mensch, Anfang 20, eher unscheinbar, beiläufig. Die fremde Person steht gemeinsam mit Lola vor dem Aufzug, dann steigen beide ein. Während die Zeit draußen einfach ungerührt weiterläuft, spielt sich im Inneren des Gebäudes etwas ab, das niemand sieht und niemand ahnen kann. Stunden später steht ein Koffer in einem Hinterhof, nur ein paar Straßen entfernt. So unauffällig, dass man auch einfach daran vorbeigehen könnte. Doch in diesem Koffer verbirgt sich ein düsteres Geheimnis. Ein Geheimnis, das so grausam ist, dass ganz Frankreich den Atem anhält. Ein Verbrechen mitten im Alltag, in einem ganz normalen Wohnblock, so nah, dass niemand glaubte, dort könnte so etwas Dunkles geschehen. Jule und Karo besprechen den Fall und lassen die Hintergründe von Rechtsmediziner Thomas Kamphausen und Psychologe Christian Lüdke einordnen.
Triggerwarnung: In diesem Fall geht es um sexuellen Missbrauch und Mord an einer Jugendlichen.
Autoren: Elisa Kautzky Karolin Kandler Jule Gölsdorf
Instagram: @sistersincrime.podcast @julegoelsdorf @karolinkandler @christianluedke @kamphausenthomas.official
Quellen: https://www.ledauphine.com/faits-divers-justice/2025/10/24/meurtre-de-lola-dans-l-immeuble-de-la-fillette-le-proces-a-rouvert-les-plaies https://www.nicematin.com/societe/justice/discussion-legere-au-bar-diner-avec-un-ami-dans-un-fast-food-les-heures-d-errance-de-dahbia-benkired-alors-qu-elle-transportait-le-corps-de-lola-12-ans-dans-une-malle-10653376 https://www.radiofrance.fr/franceinter/podcasts/l-info-de-france-inter/meurtre-de-lola-perpetuite-incompressible-pour-la-meurtriere-premiere-femme-condamnee-a-cette-peine-maximale-6692508 https://www.francebleu.fr/infos/faits-divers-justice/meurtre-de-lola-je-me-demanderai-toujours-pourquoi-lola-l-a-suivie-declare-la-mere-de-la-victime-au-proces-1563620 https://www.midilibre.fr/2024/11/12/je-naurais-peut-etre-pas-du-faire-cette-sieste-la-mere-de-lola-se-livre-sur-ca-commence-aujourdhui-devant-faustine-bollaert-12317971.php https://www.leparisien.fr/meurtre-de-lola/ https://www.stern.de/news/gericht-in-frankreich-verurteilt-moerderin-der-zwoelfjaehrigen-lola-zu-lebenslaenglich-36160512.html https://www.blast-info.fr/articles/2025/meurtre-de-lola-un-proces-pour-lhorreur-SdrqOE1STnKekOZUMSdPlQ
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https://www.bioeg.de/service/infotelefone/sucht-drogen-hotline/
https://www.kmdd.de/infopool-und-hilfe/hilfe-und-beratung
https://weisser-ring.de/ Hilfe für Kriminalitätsopfer
https://beauftragte-missbrauch.de/themen/hilfeangebote-fuer-betroffene-von-sexualisierter-gewalt Hilfe für Betroffene von sexualisierter Gewalt von Kindern und Jugendlichen
https://www.schutzkind.com/ Aufklärung und Prävention zu sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern und jungen Menschen
https://www.hilfe-info.de/Webs/hilfeinfo/DE/HilfeUndBeratung/PsychologischeUnterstuetzung/PsychologischeUnterstuetzung_node.html Psychologische Unterstützung
https://www.telefonseelsorge.de/ Telefonseelsorge
https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/ Suizidprävention
Transkript anzeigen
00:00:05: Es ist ein gewöhnlicher Freitag in Paris.
00:00:07: Hektisches Treiben, Geräusche einer Großstadt, Schulkinder, die nach Hause laufen.
00:00:13: Doch für die zwölfjährige Lola Davieh endet dieser Tag nicht dort, wo er sollte.
00:00:20: Sie betritt ihr Wohnhaus im neunzehnten Arondissement und ihre Spur verliert sich im Schatten einer Person, die kaum jemand bemerkt hat.
00:00:28: Die Überwachungskamera zeigt nur einen flüchtigen Moment.
00:00:33: Ein junger Mensch, Anfang zwanzig, eher unscheinbar, beiläufig.
00:00:38: Die fremde Person steht gemeinsam mit Lola vor dem Aufzug.
00:00:42: Dann steigen beide ein.
00:00:45: Während die Zeit draußen einfach ungerührt weiterläuft, spielt sich im Inneren des Gebäudes etwas ab, das niemand sieht und niemand ahnen kann.
00:00:55: Stunden später steht ein Koffer in einem Hinterhof nur ein paar Straßen entfernt.
00:01:00: So unauffällig, dass man auch einfach daran vorbeigehen könnte.
00:01:05: Doch in diesem Koffer verbirgt sich ein düsteres Geheimnis.
00:01:09: Ein Geheimnis, das so grausam ist, das ganz Frankreich den Atem anhält.
00:01:15: Ein Verbrechen mitten im Alltag in einem ganz normalen Wohnblock, so nah, dass niemand glaubte, dort könnte so etwas Dunkles geschehen.
00:01:30: Warum werden Frauen zu Täterinnen?
00:01:33: Was treibt die bösartigsten Mörderinnen an?
00:01:36: Brache?
00:01:37: Habgier?
00:01:38: Notwehr?
00:01:39: Eifersucht?
00:01:40: Oder einfach sadistisches Vergnügen?
00:01:43: Frauen können genauso brutal morden wie Männer.
00:01:46: Vielleicht sogar noch grausamer.
00:01:48: Wir berichten über interessante Fälle, beleuchten Hintergründe und sprechen mit Expertinnen und Experten.
00:01:54: Natürlich immer mit dem nötigen Respekt für die Opfer.
00:02:15: Hello, hello.
00:02:15: Welcome to Sisters in Crime.
00:02:17: My name is Caroline.
00:02:21: And my name is Jule.
00:02:23: Ihr merkt es schon.
00:02:24: Caroline ist noch voll im New York-Fieber.
00:02:27: Gut, aber irgendwann muss jeder Urlaub mal ein Ende haben.
00:02:30: Dann heißt es wieder Podcasten.
00:02:32: Aber trotzdem die Frage.
00:02:34: Wie war es denn in New York?
00:02:37: Richtig, richtig cool.
00:02:39: Ich war ja schon ewig nicht mehr dort.
00:02:40: Ich glaube, es ist ja schon, ich weiß gar nicht, fünfzehn Jahre her oder so.
00:02:43: Ich habe ja mal an der Wall Street gearbeitet.
00:02:45: Was echt total cool war, es war jetzt schön, wieder zurück zu sein.
00:02:49: Aber ich muss auch sagen, es war zum einen mega kalt, als ich die ganze Zeit gefroren war, wahrscheinlich zu dünn angezogen.
00:02:55: Es ist irgendwie so windig gewesen.
00:02:57: Und ich fand es auch extrem teuer.
00:03:00: Aber irgendwie hat diese Stadt ja so ein besonderes Feeling.
00:03:03: Also, ja, irgendwie ist das so besonders und ich, ja, mir hat es richtig gut gefallen.
00:03:07: Warst du denn auch ordentlich shoppen?
00:03:09: Wir waren noch am Montag da.
00:03:11: Wie heißt der Montag Cyber Monday?
00:03:14: Also ein bisschen haben wir es ausgenutzt.
00:03:15: Wir haben dann das Sightseeing auf den Dienstag geschoben, um am Montag noch ein bisschen in die Geschäfte zu gehen, aber es hielt sich in Grenzen.
00:03:23: Ach, wie schön.
00:03:24: Aber ich liebe ja auch New York.
00:03:25: Also während du schön Urlaub gemacht hast, war ich unterdessen fleißig, aber das soll kein Vorwurf sein.
00:03:32: Ich habe nämlich nicht nur den Fall für heute recherchiert, sondern auch noch den für die kommende Woche.
00:03:37: Wir haben es neulich ja schon mal zart angedeutet, nenne ich es mal.
00:03:40: Wir haben wieder eine Kollab in Arbeit.
00:03:42: Genau, und das ist auch ein guter Zeitpunkt, euch endlich zu verraten, was wir nächste Woche für euch geplant haben, was euch da erwartet.
00:03:50: Genau, dann gibt's nämlich wieder eine Doppelfolge.
00:03:53: Und das ist übrigens noch nicht mal die einzige.
00:03:55: Aber heute erst mal zu der aktuellen.
00:03:57: Also ich sage nur Paula Lambert und Amira Ali.
00:04:01: Ja, die beiden hosten ja den Podcast Eist Matschulatte.
00:04:05: Und mit den beiden gibt es dann eine richtig tolle Doppelfolge.
00:04:08: Ihr wisst ja, viele Verbrechen haben sexuelle Motive.
00:04:11: Und Paula ist nicht nur Journalistin und Moderatoren, sondern auch ausgewiesene Sex- und Beziehungsexperte.
00:04:18: Ja, und da wird sie zum nächsten Fall jede Menge zu sagen haben, da bin ich mir sicher.
00:04:23: Und Amira ist ja nicht nur Moderatorin und Weihnachtsshop-Besitzerin, sondern auch noch Riesen True Crime Fan.
00:04:29: Also wenn ihr den Podcast der beiden schon mal gehört habt, dann wisst ihr, dass es Amira eigentlich nicht dark genug sein kann.
00:04:35: Ja, hat sie nicht sogar schon mal gesagt, sie würde sich.
00:04:38: Sowas wie Mordwerkzeuge an die Wand hängen?
00:04:40: Ja, zumindest hat sie irgendwie erzählt, dass sie das spannend findet, sich solche Mordwerkzeuge anzuschauen.
00:04:45: Und ich meine sogar, dass sie eben auch gesagt hat, sie würde sich das hinstellen.
00:04:49: Aber da müssen wir sie wirklich noch mal drauf ansprechen.
00:04:52: Noch mal so genauer nachfragen, glaube ich.
00:04:55: Aber ich finde, dafür ist sie dann nicht nur perfekt als Hörerin von Sisters in Crime, sondern eben auch, um sich von uns dann sozusagen direkt in live einen ganz besonderen Fall erzählen zu lassen.
00:05:05: Ja genau, und diese Sonderfolge gibt's dann nächste Woche und vorher am Donnerstag erscheint ja auch die zweite Folge unseres neuen Podcast Babys, Happily True.
00:05:13: Und diesmal bringst du eine Story mit.
00:05:15: Genau, eine Überlebensgeschichte diesmal und also ich weiß ja nicht, wie sichern du dich so auf Schiffen fühlst.
00:05:22: Ähm, ja, also auf kleinen Booten ganz okay.
00:05:25: Ich glaube, auf großen Schiffen hätte ich eher Probleme mit der Seekrankheit.
00:05:30: Es geht nämlich um einen Schiffsunglück und wirklich um einen Wunder in dreißig Metern Tiefe mitten im Ozean.
00:05:37: Also ich kriege schon bei der Vorstellung direkt Platzangst, also überleben in der Tiefsee, in einem untergegangenen Schiff ohne Sauerstoffmaske.
00:05:45: Das ist so eine crazy Story.
00:05:47: Ja, stimmt.
00:05:47: Da muss ich gleich an diese Expedition zur Titanic denken.
00:05:50: Ich finde, das ist echt auch das Schlimmste, was man machen kann.
00:05:53: In so einem kleinen Unterwasserboot, dann in die Tiefsee tauchen.
00:05:56: Also bin ich echt gespannt, wie das dann alles gehen soll.
00:05:58: Genauso übrigens auf dein Fall.
00:06:00: Aber vorher kannst du einen guten Wein von einem schlechten unterscheiden.
00:06:03: Eine kleine Frage vorab.
00:06:05: Also ich kann unterscheiden, ob er mir gut oder schlecht schmeckt.
00:06:09: Das ist ja auch das Wichtigste.
00:06:10: Aber weil dein Fall ja gleich in Paris spielt.
00:06:13: habe ich einen Wine and Crime mitgebracht, was ganz gut dazu passt.
00:06:23: Und zwar eben ein Fall aus Paris.
00:06:25: Also du hast ja gerade gesagt, vor allem soll der Weingut schmecken, allerdings einen teuren Bezahlen und einen Billing bekommen.
00:06:32: Das möchtest du wahrscheinlich dann auch nicht, oder?
00:06:34: Nee.
00:06:35: In Paris ist jetzt aber genau das passiert.
00:06:37: Es kam nämlich raus, dass in diversen Läden teurer Wein verkauft wurde, tatsächlich aber billiger eingeschänkt wurde.
00:06:44: Ach krass, okay, und wie kam das raus?
00:06:46: Ja, recherchiert hat das die Zeitung Le Parisien.
00:06:49: Die haben quasi undercover zwei Sommeriers losgeschickt.
00:06:53: Die haben sich als Touristen ausgegeben und in verschiedenen Bars oder Restaurants Wein bestellt.
00:06:58: Und beim Test war schnell klar, sie hatten zwar ein paar teure Gläserwein geordert, bekamen dann aber nur den billigen Fusel.
00:07:06: Das ist ja eine Frechheit.
00:07:08: Aber gut, du für die Würte ja dann eine gute Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen.
00:07:13: Ja, absolut.
00:07:14: Und die beiden haben sich dann auch umgehört und einige Kellner haben sich anonym geäußert und erzählt, dass zum Beispiel ein Badolino mit einem günstigen Kianti ersetzt wird, der allerdings eigentlich komplett anders schmeckt, aber viele Kunden das halt einfach gar nicht gecheckt haben.
00:07:28: Und es gab wohl auch schon Fälle, wo Kunden ein Glas Champagner bestellt haben, dann gab es halt nur einen Prosecco.
00:07:34: Das ist aber echt frech.
00:07:35: Also, wenn ihr in Paris unterwegs seid, sagen wir mal Vorsicht.
00:07:39: Aber was kann man dann dagegen tun?
00:07:41: Ja, ich kann mir vorstellen, dass das sogar öfter passiert.
00:07:43: Dass das nicht die oder unseren Zuhörerinnen und Zuhörern passiert, könnte man sich einfach immer die Flasche zeigen lassen.
00:07:49: Im besseren Restaurants wird das sowieso gemacht, auch weil man nur Gläserweise bestellt.
00:07:54: Dann kommt der Kellner mit der Flasche und schenkt am Tisch ein, dass man also wirklich davon ausgehen kann, dass man auch das bekommt, was man bestellt hat.
00:08:02: Das kann man auch in günstigeren Däden aber auf jeden Fall verlangen.
00:08:05: Also Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
00:08:07: Das gilt dann eben auch beim Wein.
00:08:09: Mir fällt gerade ein, dass wir bei unserem ersten Fall, den wir vor dem offiziellen Start von Sisters in Crime zur Probe aufgenommen haben, da hatten wir Rotwein am Start, oder?
00:08:19: Ja, stimmt.
00:08:21: Das mal wieder einführen.
00:08:22: Na ja, heute gibt's nur Wasser und kein Brot.
00:08:25: So, okay, bei mir gibt's heute ein Tee.
00:08:27: Ich hab jetzt aber keine Zeit gehabt, mir noch einen Kaffee zu machen, da könnte ich wahrscheinlich auch gar nicht schlafen.
00:08:31: Aber jetzt will ich erst mal dein Fall hören.
00:08:33: Dazu noch eine Trigger-Warnung.
00:08:35: Es geht um sexuelle Gewalt an einer Minderjährigen.
00:08:37: Also hört ihn euch nur an, wenn ihr euch dazu in der Lage führt.
00:08:49: Es ist ein Herbstnachmittag in Paris, der vierzehnte Oktober, zwei tausend zwanzig.
00:08:55: Die Stadt ist nass vom Regen, das Laub klebt am Bürgersteig.
00:08:59: Am Rande des neunzehnten Arondies-Mont, im Osten von Paris, nicht weit vom Park de Bûteschoumont, betreten ein Mann und eine Frau eine Brasserie an der Ecke eines Altbaugebäudes.
00:09:11: Über dem Eingang prangt in goldenen Lettern der Schriftzug Le Rallye, darunter eine rote Marquise, die eine kleine Außenterrasse vor dem Regen schützt.
00:09:21: Es ist eine typische bodenständige Brasserie, wo Stammgäste ihren Kaffee trinken und Rentner Zeitung lesen.
00:09:29: Die beiden jungen Menschen wirken etwas fehl am Platz.
00:09:33: Der Mann hat kurze dunkle Haare, an den Seiten abrasiert und zieht seine dicke Winterjacke nicht aus.
00:09:40: Die Frau ist Anfang zwanzig, schlank die langen dunklen Haare zu einem Dutt gebunden, eine Jacke trägt sie nicht.
00:09:47: Und sie ist schwer bepackt.
00:09:50: Sie hat zwei Koffer dabei, außerdem eine wuchtige Reisetasche mit roten Griffen, die eher einer Truhe ähnelt, deren Rollen laut quetschen, als sie das schwere Ding über das nasse Kopfsteinpflaster in die Bar zieht.
00:10:04: Die beiden setzen sich an einen Ecktisch, sie hieft die beiden Koffer jeweils auf eine Seite der roten Lederbank.
00:10:11: Der Mann wirkt etwas nervös.
00:10:13: Die junge Frau dagegen wirkt ruhig und gelassen.
00:10:17: Er beobachtet sie, während sie wortlos die Truhe neben den Tisch auf die Fliesen stellt.
00:10:23: Sie legt einen Ellenbogen lässig auf dem Koffer ab, der neben ihr auf der Sitzbank liegt, während die beiden sich unterhalten.
00:10:31: Wenige Minuten vorher hat die junge, attraktive Frau ihn vor der Metro angesprochen.
00:10:36: Sie braucht eine Fahrgelegenheit in einen Pariser Vorort.
00:10:40: Als er ablehnt, hat sie ihm zugeflüstert, dass sie ihm auch etwas Interessantes verkaufen könnte.
00:10:46: Warum nicht, denkt er sich neugierig und folgt ihr in die Bar.
00:10:50: Er will jetzt wissen, was in der Kiste ist.
00:10:52: Und sie empfiehlt ihm, doch einfach hineinzuschauen.
00:10:55: Und?
00:10:56: Hast du irgendeine Idee, was in der Kiste sein könnte?
00:10:59: Es könnte jetzt natürlich sein, dass da irgendwie Deepesgut drin ist, irgendwelche geklauten Juwelen oder Ketten oder sowas.
00:11:07: Jetzt sind wir hier aber bei einem True Crime Podcast, bei dem es um Mord geht, also ich hoffe nicht, dass da eine Leiche drin ist.
00:11:13: Schauen wir mal.
00:11:15: Also, der junge Mann lehnt sich nun nach unten zur Kiste, öffnet den Deckel.
00:11:20: Darunter befindet sich... Eine Decke, die den Inhalt der Truhe bedeckt, mit dem Schriftzug It's Time to Sleep.
00:11:29: Erhebt die Decke leicht an und sofort schlägt ihm ein starker Geruch von Bleichmittel in die Nase.
00:11:35: Dann sieht er einen Blutfleck auf der Decke.
00:11:38: Ein Moment der Stille.
00:11:40: Er wird blass.
00:11:41: Sein Magen zieht sich zusammen.
00:11:44: Denn das, was er dort sieht, ist keine Antiquität und nichts, was er dieser Frau abkaufen würde.
00:11:50: Die junge Frau schaut ihn herausfordernd an.
00:11:53: Das ist doch verrückt, denkt er sich, steht hastig auf und verlässt das Lokal.
00:11:58: Auch die Frau verschwindet aus der Bar und geht zur nächsten Bäckerei, um Chouquettes, also kleine Quartbällchen zu kaufen, dann irgendetwas.
00:12:07: an diesem Nachmittag hat sie ganz schön hungrig gemacht.
00:12:11: Später am Abend gegen drei Uhr entdeckt ein Obdachloser im Innenhof eines Pariser Wohnhauses eine seltsam anmutende Reisetasche.
00:12:20: Er schaut hinein, vielleicht weil er auf der Suche nach etwas Brauchbarem ist.
00:12:25: Doch das, was er im Inneren findet, ist kein altes Kleidungsstück oder Abfall, sondern ein verstümmelter Körper, bedeckt mit Tüchern und Decken.
00:12:36: Das Gesicht mit Klebeband umwickelt, die Stoffe, Blut durchträngt.
00:12:42: Daneben zwei kleinere Rollkoffer.
00:12:45: Es ist das Gepäck der jungen Frau aus der Brasserie.
00:12:48: Von ihr fehlt jedoch jede Spur.
00:12:51: Und der Obdachlose ruft die Polizei.
00:12:53: Oh Gott, das ist ja furchtbar.
00:12:55: Der arme Mann auch hebt auf der Straße und hofft wahrscheinlich neue Klamotten zu finden oder vielleicht auch irgendwas Essbares.
00:13:01: Und dann findet er in diesem Koffer eine Leiche.
00:13:04: Ja, das ist richtig gruselig.
00:13:06: Ja, vor allem bei dieser junge Frau, die ja in ihrem Koffer Um hertransportiert hat als wäre nichts gewesen, also das finde ich irgendwie auch so krass.
00:13:13: Ja, total.
00:13:14: Also diese Szene in der Bar, die wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen und du kannst dir die sogar anschauen.
00:13:21: Ihr übrigens auch, wir haben das Video auf sistersandcrime.podcast bei Instagram hochgeladen und auch in unseren WhatsApp-Kanal gestellt.
00:13:29: Also kannst ja gleich mal beschreiben, wie du das so wahrnimmst und auch wie die beiden aussehen.
00:13:33: Das Video ist auf der Homepage von Le Parisien, der Zeitung.
00:13:37: Daher ist da auch so ein Wasserzeichen drauf, aber man erkennt eigentlich trotzdem genug.
00:13:41: Okay, also man sieht auf dem Video die beiden und sie sehen, vor allen Dingen auch sie, sie ist jetzt hier so im Vordergrund zu sehen.
00:13:48: Sie sieht ganz normal aus, relativ jung, hat die Haare so zu einem Messiband hochgebunden.
00:13:53: Ich glaube, sie trägt so ein graues Longsleeve und irgendwie eine West oder so drüber.
00:13:58: Also sie sieht aus wie eine ganz normale Studentin, würde ich fast sagen.
00:14:02: Völlig unauffällig, ganz normal.
00:14:05: Auch der Koffer sieht aus, jetzt überhaupt nicht abgewetzt oder abgenutzt, sondern wie so ein ganz normaler Reisetrolly.
00:14:10: auch von außen nicht blutig oder beschmutzt oder sonst irgendwas.
00:14:13: Also die beiden würde man auf jeden Fall für ganz normale Touristen halten, wenn man sie so sehen würde.
00:14:19: Aber schon heftig, oder?
00:14:20: Wenn man jetzt weiß, dass in einem dieser Koffer eine Leiche liegt und man sieht dann das Video halt nochmal so mit ganz anderen Augen.
00:14:27: Ja, ja, komplett.
00:14:28: Und auch, wie sie sich so unterhält.
00:14:30: Also als wäre nichts gewesen.
00:14:31: Und das, was du vorhin beschrieben hast, dass sie so den Arm, den Ellenbogen so ganz lässig auf den Koffer legt.
00:14:36: Also als würde sie gar nicht wissen, was da drin ist.
00:14:40: Wirklich unglaublich.
00:14:41: Und das ist dann also die Leiche, die dann auch von dem Obdachlosen gefunden wurde, oder?
00:14:45: Ja, genau.
00:14:46: Und zwar in dieser großen Truhe, die die Frau da ja in dem Video auf dem Boden abgestellt hat.
00:14:52: Ja, und als die Polizei aber an dem Gepäck ankommt, was der Obdachlose gefunden hat, da steht sie erstmal vor einem Rätsel.
00:14:58: Denn die Leiche, die ist schwer verstimmelt, also das Gesicht kaum erkennbar, Und darum haben wir unseren Rechtsmediziner Thomas Kamphausen mal gefragt, wie schwer es ist, eine Leiche ohne Gesicht zu identifizieren und was für einen Grund für diese Verstümmlung es geben könnte.
00:15:14: Die Idee, das Antletse eines Menschen zu zerstören, um eine Identifikation entgegenzuwirken, ist sinnlos.
00:15:23: Zwar ist es so, dass im ersten Angriff eine Identifikation durch Angehörige oder durch Fotovogleich bei einer verstümmelten Leiche, bei einer Leiche mit verärztem Gesicht oder auch nach thermischer Gewaldeinwirkung, also Brandeinwirkung natürlich massiv erschwert ist, ist klar.
00:15:38: Aber wir identifizieren heute fast genauso schnell über radiologische Verfahren.
00:15:43: Also Besonderheit, ein Individualmerkmale des Knochenbaus, Implantate, über den Zahnstatus vor allen Dingen.
00:15:50: Das geht rasend schnell, das kostet gar nicht viel Zeit, Aufwand und Geld.
00:15:54: oder letztendlich über die molecular-genetischen Maßnahmen, sprich Abstoppungsbegutachtung, genetischer Fingerabdruck und dann ist damit der Drops gelutscht, ohne dass man da auch nur das Gesicht oder auch nur ein Leiche quasi sich anschauen muss.
00:16:07: für.
00:16:07: Das heißt, wir sind nicht darauf angewiesen, ein vollständiges und unversehrtes Antletz und Fingerabdrücke zu haben, um Individuen zu identifizieren.
00:16:16: Da gibt es eine Vielzahl anderer Methoden, die auch allesamt sicher sind, die allesamt schnell gehen und die Identifikation ermöglichen.
00:16:23: Ja, und das ist eben auch hier so, also dass es sich um ein Mädchen handelt, das wird schnell festgestellt und eine alte Verletzung am Knie.
00:16:31: Die gibt den entscheidenden Hinweis zur Identifikation.
00:16:35: Und das ist auch relativ häufig wie Thomas erklärt.
00:16:39: Körperliche Individualwertmale sind für die Identifikation natürlich ganz wichtig, weil man ja vergleichen muss, was nicht beim Leichnam vor und wer könnte sein und welche Merkmale heute derjenige, der sein könnte.
00:16:50: Das heißt also Erkrankungen, Krankheitsbilder, Krankheitsfolgen, Verletzungen, Verletzungsfolgen, ausgehalte.
00:16:56: Verletzungen und Implantate können da ganz, ganz wegweisend sein.
00:17:00: Jetzt ist es natürlich so, dass es irgendjemanden geben muss, der die Informationen kennt hat und auch bereitstellt.
00:17:07: Und da gäbe es dann halt grundsätzlich die Frage, dürfen behandelnde Ärztinnen und Ärzte bei einem verstorbenen solche Informationen herausgeben oder nicht?
00:17:17: Das ist letztendlich eine Frage der ärztlichen Schweigepflicht, wie weit die greifend, wie lange sie bestehen bleibt.
00:17:22: Die ärztliche Schweigepflicht bleibt auch über den Tod hinaus bestehen, wobei man in diesem Falle sagen muss, dass die behandelnden Ärztinnen und Ärzte bereits per Gesetz in ihrer Schweigepflicht derart eingeschränkt sind.
00:17:34: dass sie den Leichen schauenden Ärztinnen und Ärzten Auskunft geben müssen, weil es ja im Sinne des Patienten ist, dass seine Todesumstände aufgeklärt werden.
00:17:43: So könnte man wir auch schon argumentieren, dass die Identifikation im Sinne des Patienten ist und letztendlich im Sinne der verstorbene Person eigentlich mit.
00:17:51: das höchste Gut ist, dass man weiß, wer das ist.
00:17:54: Auf Nummer sicher geht man in Deutschland immer mit einem richterlichen Beschluss.
00:17:57: Das heißt, wenn ein Gericht die Beschlagnahmung der Krankenunterlagen anordnet, kann man sich die Darmethalval holen und dann geben auch die Ärztinnen und Ärzte diese Unterlagen raus.
00:18:09: Ja, auch in diesem Fall hilft das und schnell ist klar, das tote Mädchen in der Truhe ist Lola Davie.
00:18:16: Sie war nämlich nur wenige Stunden zuvor von ihren Eltern als vermisst gemeldet worden.
00:18:22: Oh Gott, das ist so schrecklich.
00:18:24: Das Kinder mal nicht nach Hause kommen, das kann ja passieren.
00:18:26: Aber zum Glück enden die meisten Fälle von vermissten Kindern oder die meisten Geschichten harmlos.
00:18:33: Aber natürlich hofft jedes Elternteil bis zuletzt, dass dem eigenen Kind da nichts passiert ist.
00:18:37: Und dann zu erfahren, dass in diesem Fall ein schreckliches Verbrechen der Grund ist, warum das Kind nicht nach Hause gekommen ist.
00:18:43: Das ist ja schrecklich.
00:18:45: Aber kannst du noch ein bisschen was zu Lola sagen, also wer sie ist?
00:18:48: Ja, du kannst dir dir zunächst mal anschauen.
00:18:50: Also hier habe ich ein Bild von ihr.
00:18:52: Gott, sie ist total jung.
00:18:54: Sieht super jung aus, das ist richtig schlimm.
00:18:56: Jeder Mord ist ja schrecklich, aber wenn das Mädchen so jung ist, wie alt ist sie, weißt du das?
00:19:01: Ja, sie ist zwölf.
00:19:03: Also sie hat so ja rötlich blonde Haare, sieht total freundlich aus, wie sie sie in die Kamera lächelt, hat so ein sportliches Oberteil an und wirkt wie ein... aufgeschlossenes aufgewecktes Kind.
00:19:17: Auf jeden Fall hatte sie noch ihr ganzes Leben vor sich.
00:19:19: Da stellt man sich natürlich sofort die Frage, wer hat jetzt einen Grund, ein so junges Mädchen zu ermorden?
00:19:25: Ja, die Gründe dafür, die sind grausam und deshalb wirklich noch mal, also hört euch diese Folge wirklich nur an, wenn ihr das aushalten könnt, noch mal die Trigger-Warnung, es geht um Mord an einem jungen Mädchen und auch um Missbrauch.
00:19:37: Also jetzt noch ein paar Informationen zu Lola.
00:19:40: Das Mädchen wird am achtzehnten Juli, im nordfranzösischen Betyn geboren, einer Stadt mit ca.
00:19:46: und zwanzigtausend Einwohnern im Departement Pade Calais.
00:19:50: Die Region ist eine klassische Arbeitergegend, geprägt vom Bergbau und Industrie.
00:19:56: Heute herrscht dort eine hohe Arbeitslosigkeit, ein Grund, weshalb viele Familien nach Paris ziehen, um dann dort Arbeit zu finden.
00:20:04: Ja, dort wächst Lola auf und führt das Leben eines ganz normalen Teenagers.
00:20:08: Sie geht zur Schule, nun ein paar Hundert Meter entfernt von zu Hause.
00:20:12: Sie streitet sich mal mit ihrem Bruder, neckt andere Jungs.
00:20:15: Außerdem ist Lola sportlich, sie mag Aerobik und wird sogar französische Meisterin in ihrer Altersklasse.
00:20:22: Freundinnen beschreiben sie als verspielt, fußballbegeistert und witzig und familienangehörige.
00:20:28: Die beschreiben sie als aufgeweckte und fröhlich.
00:20:31: Für ihr Alter ist sie mit ein Meter sechszig schon recht groß.
00:20:35: Jetzt lebt sie mit ihrer Familie in Paris in einer Wohnung in der Rue Manon im neunzehnten arrondissement.
00:20:43: Im gleichen Gebäude arbeiten ihre Eltern Johann und Delfine Davie als Konzertsch-Ehepar, also als Hausmeister.
00:20:51: Besonders Lola's Vater Johann, der war in der Nachbarschaft bekannt.
00:20:56: Ein Angestellter der nahegelegenen Tankstelle erzählt zum Beispiel später, dass Johann regelmäßig mit einem kleinen Traktor vorbeikam, um ihn zu betanken, bevor er den Müll der Hausanlage wegfuhr.
00:21:07: In Frankreich ist das nämlich Teil des Concierge-Drops.
00:21:10: Fast jedes größere Gebäude hat dort einen Concierge.
00:21:14: Der ist quasi ja so die zentrale Figur im Wohnblock.
00:21:18: Ein Konzert, der kümmert sich darum, dass Pakete angenommen werden, dass der Reinigungsdienst ordentlich arbeitet.
00:21:24: Er kümmert sich um die Müllentsorgung, bewacht den Eingang, weiß halt so, wer kommt und wer geht.
00:21:29: Und er verteilt auch so Badges, also so kleine Chips, mit denen sich die Türen öffnen lassen.
00:21:35: Und in Paris braucht man eigentlich für so ziemlich jedes Gebäude einen Sicherheitscode oder eben so ein Batch.
00:21:41: Und hier kannst du dir mal ein Bild vom Inneren des Hauses anschauen.
00:21:45: Das ist ziemlich groß, vielleicht auch so ein bisschen unpersönlich, finde ich.
00:21:49: Sieht aus wie so ganz normaler Flur.
00:21:53: Ich würde wahrscheinlich denken, dass das jetzt in einem Hotel ist.
00:21:56: Eine dunkle Decke und so ein relativ glatter Fußboden.
00:22:00: Das sieht aber schon ein bisschen, also sieht ordentlich aus, aber es ist glaube ich schon ein bisschen älter, wahrscheinlich so aus den Siebzigern.
00:22:06: An den Seiten stehen Pflanzen.
00:22:09: In der Ecke noch ein kleiner Wisch-Eimer, also sieht schon ordentlich aus auf jeden Fall, aber schon wieder sagst, relativ steril und anonym.
00:22:17: Genau, wohnen halt ziemlich viele Leute und so eben auch die Familie David.
00:22:21: Im Herbst-Zweiz-Zweiz-Zwanzig, am vierzehnten Oktober, da erlebt die Familie erstmal so einen ganz gewöhnlichen Freitag-Nachmittag.
00:22:29: Alle freuen sich darauf, mit dem Wohnmobil in die Heimat in den Norden Frankreich zu fahren, so wie jedes Wochenende eigentlich.
00:22:36: Immerhin ist Paris ja eine sehr troubelige, laute Stadt, in der man dann kaum Ruhe findet.
00:22:40: Und dort oben im Norden mit Meeresluft und Wind im Haar, da hat die Familie sowas wie ihren Herzensort gefunden.
00:22:48: Und hier siehst du mal ein Foto von den Eltern von Johann und Delfin am Meer.
00:22:52: Ach, die beiden sehen total glücklich aus.
00:22:53: Sie sitzen hier, glaube ich, auf einem Boot.
00:22:55: Also hinter ihnen ist das Wasser.
00:22:58: Und man sieht so eine Welle, die so vom Motor erzeugt wird.
00:23:02: Und die beiden machen gerade ein Selfie.
00:23:03: Also, die Mama Delphine hält das Handy, glaub ich, fest und drückt ab.
00:23:08: Und der Papa Johann, der schmiegt sich so ein bisschen an sie und beide lächeln und haben so Wind im Haar.
00:23:14: Sie trägt eine große Sonnenbrille und eher so ein sportlichen Hoodie oder so eine Sweatjacke oder so.
00:23:20: Und ja, ich glaube, dass sie sich da gerade total wohl fühlen.
00:23:24: Ja, das sieht wirklich so aus.
00:23:25: Ja, Delphine, die packt an diesen Tag die Koffer, denn am Abend will die Familie losfahren.
00:23:31: Und gegen Mittag, da denkt sie sich, ach komm, ich mach kurz ein Nickerchen.
00:23:35: Doch als Lola's Mutter dann von ihrem Mittagsschlaf so am Nachmittag aufwacht, da ist es regnerisch und das ist der schlimmste Moment ihres Lebens, das wird sich später sagen.
00:23:45: Denn als sie sieht, dass ihre Tochter Lola nicht von der Schule nach Hause gekommen ist, da schreckt sie natürlich hoch.
00:23:52: Ihr Herz fängt an zu klopfen und sie wird panisch, die Gedanken kreisen.
00:23:56: Aufgewühlt sagt sie zu ihrem Mann, Das ist nicht normal, das ist seltsam, sie würde sich doch immer melden.
00:24:03: Als Konzern haben die natürlich Zugriff auf die Sicherheitskameras, die es dort gibt.
00:24:08: Da können sie dann sehen, wie ihre Tochter tatsächlich kurz nach fünfzehn Uhr, wie immer, zwar das Gebäude betritt, aber eben darauf folgend nicht die Wohnung, also ihr Zuhause.
00:24:21: Und sofort verständigen die Eltern die Polizei.
00:24:24: Das wünscht man wirklich niemandem.
00:24:26: Und auch erstaunlich, dass sie gleich so ein schreckliches Gefühl hatte.
00:24:29: Das ist wahrscheinlich so dann die innere Bindung oder die innere Verbindung, dass sie so eine Eingebung hatte.
00:24:33: Es hätte natürlich auch irgendwas sein können, dass sie zu einer Freundin gegangen ist, aber dass sie aufwacht und direkt panisch wird.
00:24:39: Das finde ich schon krass.
00:24:41: Ja, total.
00:24:42: Und auf Facebook, da schreibt Lola's Mutter dann gegen achtzehn Uhr, vierzig.
00:24:46: Achtung, unsere Tochter Lola wurde scheinbar inführt.
00:24:50: Zuletzt gesehen um fünfzehn Uhr zwanzig in Begleitung einer jungen Frau in unserer Wohnanlage.
00:24:57: Sie trägt eine weiße Jeans, einen Pullover mit Kapuze und einen Rucksack.
00:25:01: Helfen sie uns, sie zu finden, zögern sie nicht, die Polizei zu rufen.
00:25:06: Dazu stellt sie auch zwei Fotos auf Facebook.
00:25:09: Eins davon zeigt das Mädchen mit den langen blonden Haaren und auch einem Lächeln im Gesicht.
00:25:14: Und auf dem zweiten Foto, das offenbar aus den Überwachungskamera-Bildern stammt, da ist eben diese junge Frau zu sehen, die ein Gebäude betritt und die Aufnahme, die kannst du dir hier auch anschauen.
00:25:25: Erst mal total.
00:25:26: Krass, dass sie Aufnahmen davon haben.
00:25:29: Das ist ja wirklich so.
00:25:29: ein Glück, dass sie da Zugriff auf die Sicherheitskameras hatte oder das es sie überhaupt auch gab.
00:25:35: Und dann wundert mich aber auch, dass man gleich von dem Schlimmsten ausgeht.
00:25:39: Also wenn ich jetzt diese Bilder sehen würde, ihr könnt euch sie ja auch mal anschauen und mal sagen, was ihr da denken würdet, ich würde jetzt glaube ich nicht direkt von der Entführung ausgehen.
00:25:48: Zumindest wirkt diese junge Frau hier auf dem Foto relativ... Ja, freundlich würde ich jetzt erst mal denken.
00:25:53: Also, ich weiß nicht, ist es vielleicht sogar die Frau aus der Brasserie?
00:25:57: Kannst du gleich nochmal erzählen?
00:25:57: Ich kann sie ja ganz kurz beschreiben.
00:25:59: Also, sie hat auch so bräunliche Haare und so ein Zopf oben, trägt aber eine weiße Jeans, Turnschuhe, ein grauen Pullover, sieht ja auch wie eine junge Studentin aus.
00:26:10: Aber du hast schon total recht, das stimmt, ne?
00:26:12: Eigentlich könnte man auch einfach denken, ja gut, vielleicht haben die beiden sich da einfach getroffen.
00:26:15: Ja.
00:26:16: Und sind irgendwie, haben irgendwas Normales unternommen, ne?
00:26:18: Also man könnte auch erst mal denken, ja, was weiß ich, vielleicht sind sie in Eis essen gegangen oder einen Kakao trinken oder was weiß ich, vielleicht ist es irgendwer aus dem Haus und weil sie gerade nichts zu tun hatte, ist sie irgendwie mitgegangen oder so, ne?
00:26:29: Aber die Eltern haben direkt ein schlechtes Gefühl und ja, es ist dieselbe Frau wie Auster Brasserie.
00:26:35: Und weißt du, wer das ist?
00:26:37: Ja, das ist... Dabia Benkiret.
00:26:40: Sie wohnt ebenfalls in diesem Wohnblock.
00:26:42: Genauer gesagt wohnt sie in der Wohnung ihrer Schwester.
00:26:45: Und hier siehst du ein etwas besseres Foto von ihr.
00:26:48: Okay, und das macht das jetzt wieder dubioser, weil dann müssten wahrscheinlich die Eltern sie auch kennen, oder?
00:26:53: Wenn sie da direkt in der Anlage wohnt und sie das Hausmeister Ehepaar sind.
00:26:58: Also, ich kann sie einmal beschreiben.
00:27:00: Das ist hier, glaube ich, auch ein Urlaubsfoto.
00:27:02: Sie trägt, wenn ich das richtig sehe, ein Bikini und so ein, ja, vielleicht so ein Glöschen oder so was oben drüber.
00:27:09: Ihre Sonnenbrille hat sie so einen Zahr gesteckt.
00:27:11: Ich glaube, dass sie auch einen Selfie macht.
00:27:13: Und sie sieht relativ jung aus, wahrscheinlich unter dreißig oder um die dreißig höchstens.
00:27:19: Dunkel Haare und ja, lächelt so ein ganz zahlkraft in die Kamera.
00:27:23: Genau.
00:27:24: Hier kannst du dir auch noch mal ein kurzes Video ansehen, wie sich diese Frau, diese junge Frau so in den sozialen Medien präsentiert hat.
00:27:31: Also das sind jetzt, glaube ich, mehrere Videos aneinander geschnitten, wenn ich das richtig sehe.
00:27:36: Sie trägt immer andere Outfits und hält die Kamera so im Selfie-Modus und ich glaube, dass auch ein starker Filter drauf liegt.
00:27:45: Und sie posiert so ein bisschen in die Kamera, so ein bisschen modelmäßig, würde ich mal so sagen.
00:27:49: Ja, genau, so ein bisschen, wie man das jetzt auch echt von vielen Mädels in den sozialen Medien sieht.
00:27:54: Also, Dabia wird am zwölften April, Nineteinundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.
00:28:20: Ja, Dabia lebt so von Tag zu Tag, mal bei Bekannten und mal eben bei ihrer Schwester.
00:28:25: Und eines Tages begegnet sich, da hattest du den richtigen Riecher, Dabia, Benkiret und Delfine der Wehe, also die Mutter von Lola, die ja auch als Konziast arbeitet.
00:28:36: Dabia fragt Lolas Mutter nach einem Batch für den Aufzug.
00:28:40: Sie lebte ja im gleichen Wohnblock wie Lola eben nur bei ihrer Schwester im sechsten Stock.
00:28:45: Und dort fährt der Aufzug nur nach oben, wenn man einen Chip hat, so ähnlich wie man das in manchen Hotels hat.
00:28:52: Da Dabia aber keine rechtmäßige Mieterin ist, sondern nur bei ihrer Schwester unterkommt, verweigert Lola's Mutter ihr das Batch und Delfin, die erinnert sich später, wie wütend Dabia deswegen gewesen ist.
00:29:05: Okay, auf der einen Seite sind das zwar die Regeln und sie ist die Hausmeisterin und muss diese Regeln durchsetzen, aber ja, also auf der anderen Seite ... Als Schwester hätte sie ihr vielleicht doch eins geben können.
00:29:16: In den sechsten Stock zu laufen ist natürlich auch anstrengend.
00:29:20: Und vielleicht war sie deshalb wütend.
00:29:21: Aber gut, deshalb entführt man jetzt auch kein Kind, oder?
00:29:24: Ja, das werden wir später noch erfahren.
00:29:26: Es gibt jetzt erstmal jedenfalls mehrere Zeugen, die behaupten, da wir gesehen zu haben, und zwar eben vor diesem Café, dieser Brasserie in der Nachbarschaft, mit einem sichtlich schweren Koffer neben sich.
00:29:40: Gott, dem Koffer mit der toten Lola.
00:29:42: Richtig.
00:29:44: Und die Eltern, die bekommen jetzt schnell traurige Gewissheit.
00:29:48: Denn das tote Mädchen in dem Koffer, das ist ihre Tochter Lola.
00:29:52: Also ein absoluter Alptraum.
00:29:54: Und Dabia, die wird verdächtigt, mit ihrem Tod etwas zu tun zu haben.
00:29:59: Noch am selben Tag leitet die Staatsanwaltschaft Paris eine Untersuchung wegen Mordes an einer minderjährigen ein, die der Kriminalpolizei übertragen wird.
00:30:09: In der Nacht werden drei Personen in der Nähe des Tatorts festgenommen, wenige Stunden später dann auch die Hauptverdächtige Dabia.
00:30:17: Sie wurde auf der Flucht nur wenige Kilometer entfernt von Paris festgenommen.
00:30:22: Und zu den Personen, die dann vernommen werden, gehören also Dabia, dann ihre Schwester sowie zwei Männer, die später auch vor Gericht aussagen werden.
00:30:30: Ja, die Eltern von Lola, die müssen unterdessen damit klarkommen, dass ihre Tochter ermordet wurde und tot in einem Koffer gefunden wurde.
00:30:38: Also wirklich absolut grausam.
00:30:40: Ein Schock natürlich nicht nur für die Familie, sondern auch für die Menschen, die dort in der Nähe wohnen.
00:30:45: Bereits am nächsten Morgen, also an dem Tag nach der Tat, legen Blumen vor dem Gebäude in der Rue Manard.
00:30:52: Monatelang werden die Menschen in Paris ihr Mitleid bekunden, Blumen und Kerzen hinterlegen.
00:30:58: Hier siehst du auch ein Foto davon.
00:31:00: Gott, da sind wahnsinnig viele Blumen, die hier vorliegen, ganze Blumenstreuse und Fotos und kurze Texte, die an die Wand geklebt wurden.
00:31:09: Also, es stehen sogar einige Menschen noch davor, die sich das durchlesen, wahrscheinlich ein bisschen Anteil nehmen.
00:31:14: Ja, es scheint sehr, sehr viele Menschen berührt zu haben.
00:31:17: Ja, und am Tag nach der Tat, da wird die Leiche der zwölfjährigen Lola dann obduziert.
00:31:22: Und die Gerichtsmedizin, die kommt zu dem Schluss, Todesursache war Erstimmung.
00:31:29: Zwei Tage später wird ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes an einer minderjährigen unter fünfzehn Jahren in Verbindung mit einer Vergewaltigung und mit Folter eingeleitet.
00:31:40: Moment mal, also wegen Mord, aber auch wegen Vergewaltigung und Folter, warum das?
00:31:45: Ja, auch deshalb eben diese Trigger-Warnung, die wir euch gegeben haben.
00:31:49: Also am sechzehnten Oktober, zwei tausendzwanzig, ist die angeklagte Dabia in Polizei gewahrsam und macht dann eine Aussage.
00:31:58: Sie erzählt, dass sie die junge Lola vor dem Fahrstuhl getroffen und zu sich nach Hause gelockt hat, also in die Wohnung ihrer Schwester.
00:32:06: Und dort hat sie sich an ihr vergangen.
00:32:10: Weil Lola ihre Menstruation hatte, zwingt sie das Mädchen erst einmal zu duschen, bevor sie sie mit den Fingern und Händen vergewaltigt.
00:32:20: Dabia sagt, alles, was ich von ihr verlangte, tat sie, bis ich befriedigt war.
00:32:25: Ich hatte einen Orgasmus.
00:32:27: Ich packte sie an den Hahn, drückte ihren Kopf zwischen meine Beine, forderte sie auf, das zu tun, was sie tun musste, ließ sie los und dann habe ich sie mit Klebeband umwickelt.
00:32:37: So ihrer Aussage.
00:32:38: Oh mein Gott, ich kann das überhaupt nicht glauben, das ist ja schrecklich.
00:32:42: Also eine junge Frau, die ein junges Mädchen vergewaltigt, das ist ja unfassbar.
00:32:47: Ja, und man muss auch sagen, sexueller Missbrauch.
00:32:50: Durch Frauen und Anfrauen bzw.
00:32:52: Mädchen, das kommt extrem selten vor.
00:32:56: Und das sagt auch unser Psychologe Christian Lütke.
00:32:59: Im Vergleich zu Männern sind Frauen deutlich seltener Haupttäterinnen bei Misshandlungen und sexuellen Missbrauch von Kindern.
00:33:05: Aber es kommt vor.
00:33:06: Gerade weil die böse Mutter so gar nicht in unser Bild von Fürsorge und Weiblichkeit passt, wird das Thema oft übersehen und tabuisiert.
00:33:14: Niemand, die wahr haben, dass auch eine Frau ein Kind zur Zielscheibe von Gewalt machen kann.
00:33:19: Ich habe ihn auch noch mal gefragt, wie es dazu kommen kann, also wo da mögliche Ursachen liegen.
00:33:24: Sexuelle Übergriffe einer Frau auf ein Mädchen sind selten, passieren aber meist in extrem gestörten Lebens- und Beziehungssituationen.
00:33:32: eigene Traumatisierung, Persönlichkeitsstörung, Drogen, massive Überforderung, viel angestaute Wut.
00:33:38: Die Täterin entleht innere Spannung, Hass oder sexuelle Fantasien an einem schwächeren Kind, das gerade verfügbar und ausgeliefert ist.
00:33:46: Das ist kein Ausrutscher, sondern Ausdruck einer massiv entgleisten inneren Welt.
00:33:51: Ja, inwieweit das auch bei Dabia der Fall war, das werden wir noch hören.
00:33:55: Nach dem sexuellen Missbrauch, da schlägt Dabia die kleine Lola mit scharfen Gegenständen auf Schulter und Hals und sie schreibt mit Nagelack die Zahlen Null und Eins unter die Füße des Opfers.
00:34:08: Schlussendlich erstickt sie das Mädchen, steckt es anschließend in diese Kiste, bevor sie dann auf die Straße geht.
00:34:15: Denn ein Bekannter steht mit einem Auto vor der Tür, um sie abzuholen.
00:34:19: Später am Abend kommt Dabia dann zurück in die Wohnung der Schwester.
00:34:23: Die Kiste, die lässt sie im Innenhof des Wohnhauses stehen.
00:34:27: Oh Gott, das ist ja nicht so klar.
00:34:28: Auch die Vorstellung, dass die Eltern von Lola den Koffer eigentlich hätten finden können.
00:34:33: Stell dir das mal vor.
00:34:34: Ja, großelig, also echt.
00:34:35: Gott, da wird mir total schlecht.
00:34:37: Ja, das ist wirklich unglaublich.
00:34:38: Ja, am achtzehnten Oktober, zw.
00:34:40: zw.
00:34:40: zwanzig, einen Tag nach ihrer vorläufigen Inhaftierung, da kommt Dabia ins Gefängnis, in Einzelhaft und auch unter strenger Überwachung.
00:34:49: Am achtundzwanzigsten November, zw.
00:34:51: zwanzig, übergibt der psychiatrische Gutachter dem Ermittlungsrichter seinen Bericht.
00:34:56: Und daran stellt er fest, Dabia ist schuldfähig.
00:35:01: Er lehnt sowohl eine Aufhebung als auch eine Beeinträchtigung ihrer Schuldfähigkeit entschieden ab und betont.
00:35:07: Die Abscheulichkeit einer Tat darf nicht automatisch mit einer psychischen Krankheit ihrer Urheberin gleichgesetzt werden.
00:35:14: Und erwarnt ausdrücklich, aus sozialer Sicht muss ihre Gefährlichkeit sehr ernst genommen werden.
00:35:20: Das Risiko weiterer Gewalt ist sehr hoch.
00:35:24: Im Umgang mit anderen verfalle sie in ein dominantes Beziehungsverhältnis.
00:35:29: Das Gegenüber werde zur Beute, zu einem Objekt der Kontrolle und Lustgewinnung.
00:35:35: Und was das bedeuten kann, auch mit der Beute, das habe ich auch nochmal unseren Psychologen Christian gefragt.
00:35:41: Ein dominantes Beziehungsverhältnis heißt, die Täterin bestimmt die ganze Beziehung.
00:35:46: Das Kind hat faktisch kein Mietsprache recht mehr.
00:35:49: Wenn der Gutachter sagt, das Gegenüber werde zur Beute, meint er, das Mädchen wird innerlich nicht mehr als Mensch mit Gefühlen gesehen, sondern wie ein Objekt, das man benutzt, quält und wegwirft.
00:36:01: In einem solchen Zustand sind Empathie und Schuldgefühle zweitesgehend ausgeschaltet.
00:36:06: Das macht eine so extreme Grausamkeit überhaupt erst möglich.
00:36:09: Ja, also es ist wirklich extrem... Grausam.
00:36:13: Und im Februar, April, also rund drei Monate später, da wird Dabia dann zwangsweise in die geschlossene psychiatrische Abteilung des Krankenhauses von Will Jüfein gewiesen.
00:36:24: Und dort wartet sie auf ihren Prozess.
00:36:27: Ich finde es richtig, dass der psychiatrische Gutachter das so eingeschätzt hat.
00:36:31: Aber wie geht es jetzt weiter?
00:36:33: Also der Mordanlola, der erschüttert nicht nur Paris, sondern wirklich das ganze Land.
00:36:38: Nach dieser furchtbaren Tat zieht die Familie zurück nach Nordfrankreich, nach Lilaire.
00:36:43: In kürzester Zeit wird aus diesem Kriminalfall politischer Zündstoff, vor allem rechte und rechtsextreme Parteien, instrumentalisieren den Mordanlola.
00:36:54: Ihr Hauptvorwurf?
00:36:55: Der Staat sei zu lasch gegenüber irregulärer Migration.
00:36:58: Denn die mutmaßliche Täterin, Dabia, die hatte ja eine Ausreiseverfügung, war aber weiterhin im Land.
00:37:06: Die Regierung, darunter auch die Premierministerin, spricht von politischem Missbrauch.
00:37:12: Der Justizminister, der wirft der Rechten sogar vor, den Sack eines zwölfjährigen Mädchens als politisches Sprungbrett zu benutzen.
00:37:19: Gleichzeitig wächst der Druck auf die Behörden, denn die Ausreiseverfügung gegen die mutmaßliche Täterin war eben nicht verstreckt worden.
00:37:27: Ein Versäumnis, das nun heftig kritisiert wird.
00:37:30: Auch die Medien geraten in die Kritik, denn laut Elternvertretung des betroffenen Schulzentrums sollen da manche Reporter, die Schülerinnen und Schüler wirklich belästigt haben, sie teilweise sogar ohne Einwilligung gefilmt haben und einige Kinder, die hätten aus Angst vor den Kameras nicht mehr zur Schule gehen wollen.
00:37:48: Besonders aktiv zeigt sich die rechtsextreme Partei Rekonquette.
00:37:54: Schon kurz nach der Tat registriert sie Webseiten, ruft zur Mobilisierung auf und verbreitet unter dem Hashtag justies pur e lola politische Botschaften.
00:38:04: Zudem kursieren zahlreiche Verschwörungstheorien und Falschmeldungen.
00:38:08: Trotz des ausdrücklichen Wunsches der Familie den Fall nicht politisch zu vereinnahmen, finden in mehreren Städten rechtsgerichtete Demonstrationen statt, unter anderem in Rennes, Lyon, Grenoble und Bordeaux.
00:38:21: In Pessac wird sogar eine Moschee von einer rechtsextremen Gruppe mit fremdenfeindlichen Parolen beschmiert.
00:38:27: Und die Familie, wie reagiert die darauf?
00:38:30: Also die Eltern von Lola, die bitten wirklich öffentlich darum, den Namen und auch das Bild ihrer Tochter nicht für politische Zwecke zu missbrauchen.
00:38:38: Der Innenminister, der nimmt auf ausdrückliche Einladung der Familie dann an der Beerdigung teil, die am vierundzwanzigsten Oktober, zwei-tausend-zweiundzwanzig in Lille stattfindet.
00:38:50: Am sechzehnten November, der wird ein Marsch-Blanche, also so ein stiller Trauermarsch organisiert, ohne politische Symbole.
00:38:58: Etwa vierhundert Menschen nehmen daran teil und Lola's Mutter, die spricht am Ende, leise, eindringlich, mitten in einer Stadt, die seitdem wirklich nicht mehr dieselbe ist.
00:39:08: Ja, und dann kommt es zu einem weiteren furchtbaren tragischen Vorfallen.
00:39:13: Am XXIII.
00:39:14: Februar, zwei-tausend-vierundzwanzig, stirbt Lola's Vater, also knapp eineinhalb Jahre nach dem Verlust seiner Tochter.
00:39:22: Er gerät verständlicherweise nach Lola's Tod in eine wirklich tiefe Krise.
00:39:26: Er verfällt dem Alkohol und das, nachdem er erst vor kurzem damit aufgehört hatte.
00:39:32: Seine Buhlfreunde berichten, dass er zuletzt täglich eine Flasche Wodka getrunken hat.
00:39:38: Er hat an der versiegelten Wohnungstür im sechsten Stock, in der seine Tochter getötet wurde, dahinter lässt er ein Zettel, auf dem steht, ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen.
00:39:48: Und dann stüpft er tatsächlich mit neunundvierzig Jahren an Herzversagen.
00:39:54: Und in den französischen Medien, da heißt es, er sei an einem gebrochenen Herzen gestorben.
00:39:59: Und das gibt es tatsächlich, wie Christian Lütke erklärt.
00:40:02: Ja, an einem gebrochenen Herzen kann man tatsächlich sterben.
00:40:05: Ich habe das leider in den letzten Jahrzehnten immer wieder erlebt.
00:40:10: Wenn Kinder getötet wurden, gab es Großväter, die wirklich buchstäblich an einem gebrochenen Herzen gestorben sind.
00:40:17: Medizinisch spricht man von Broken Heart-Syndrom oder Tako-Zubo-Kadio-Myopathie.
00:40:24: Was für ein schweres Wort.
00:40:25: Extreme seelische Belastung, etwa ein plötzlicher Verlust, kann das Herz so schwächen, dass es sich wie ein Herzinfarkt anfühlt und lebensbedrohlich wird.
00:40:35: Zum Glück überleben die meisten Betroffenen, aber diese Erkrankung zeigt sehr deutlich und sehr eindrücklich, wie eng Herz und Seele zusammengehören.
00:40:44: Das tut mir so leid für die Familie.
00:40:45: Ich hab echt gerade Tränen in den Augen.
00:40:48: Erst verlieren sie Lola und dann verliert die Mutter auch noch den Vater, also die Mutter ihren Ehemann.
00:40:53: Er ist nicht ertragen konnte, dass der Tochter so was Schreckliches zugestürzen ist.
00:40:56: Das tut mir wirklich so leid.
00:40:58: Ja, das ist wirklich richtig, richtig schlimm.
00:41:01: Und das Einzige, was der Familie Trost gibt, das ist dann der Beginn des Gerichtsprozesses am siebzehnten Oktober, zwei Tausendfünfundzwanzig.
00:41:09: Also erst vor Kurzem.
00:41:11: Auch drei Jahre später hat Paris den Mord nicht vergessen.
00:41:15: Eine Anwohnerin zum Beispiel, die seit über dreizehn Jahren im fünften Stock wohnt, und zwar direkt unter der Wohnung der Schwester der Täterin, die erzählt, dass sie am Abend der Tat nicht zu Hause war.
00:41:27: Sie beschreibt dann aber den Moment, als sie zurückkommt, und das sagt sie in einer Zeitung.
00:41:32: Also alle Türen des Gebäudes, die standen weit offen.
00:41:35: Ich hatte keine Nachrichten gesehen und wusste daher nicht, was passiert war.
00:41:39: Die Polizisten klopfen an alle Türen und suchten nach Hinweisen.
00:41:42: Lola's Mutter stand weinend im Flur.
00:41:45: Ihr Mann, der schien die Fassung bewahrt zu haben.
00:41:48: Zu Hause schaltet diese Anwohnerin den Fernseher ein und dann wird ihr klar, dass sich direkt über ihrer Wohnung etwas Schreckliches ereignet hat.
00:41:56: Und dann sagt sie weiter, an diesem Tag, da hätte ich Dabia vielleicht getroffen, denn sie muss so gegen, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die Uhr, um die.
00:42:14: Die Wohnung, in der die Tat geschah, wurde mittlerweile renoviert und vor Kurzem wieder vermietet.
00:42:20: Lola's Familie, die wohnt ja schon lange nicht mehr dort, die sind ja wieder in den Norden gezogen.
00:42:24: Es gibt auch einen neuen Hausmeister.
00:42:26: Und am Haus, da hängt mittlerweile ein Mosaik von Lola, damit sie eben nicht vergessen wird.
00:42:31: Und hier kannst du dir das auch anschauen.
00:42:33: Musst du dir ein bisschen größer ziehen, weil das ist auf dem Foto nur relativ klein zu sehen.
00:42:37: Also es ist ein Mosaik an einer Säule, also ein Porträt.
00:42:42: von Lola mit rosa Hintergrund, ein Bild, auf dem sie lächelt.
00:42:45: Aber es ist natürlich schön, um an sie zu erinnern.
00:42:49: Aber es ist doch relativ klein, würde ich mal jetzt sagen.
00:42:52: Und diese Bar, in der die Täterin mit dem Koffer war, gibt es die noch?
00:42:56: Ja, genau, das Lorelli, also der Besitzer, Andre, der kann die Presse wirklich inzwischen nicht mehr sehen.
00:43:02: Er kannte die Familie nämlich sehr gut und hat Lola auch jeden Morgen auf dem Weg zur Schule gesehen.
00:43:08: Und ich habe auch noch mal ein Foto von der Bar mitgebracht.
00:43:10: Oh Gott, wenn es diese Bilder von dieser Überwachungskamera gibt.
00:43:13: aus der Bar und du weißt, da wurde die Leiche reintransportiert und die Täterin saß da am Tisch, kann ich mir echt vorstellen, dass da viele hin pilgern, um sich das anzuschauen.
00:43:23: Also es ist so ein französisches Café, wie man sich es vorstellt, ein wunderschönes altes Haus mit französischen Balkonen davor.
00:43:31: Dann ist es ein Café mit roten Markisen.
00:43:34: Also wirklich ist es ein ganz nettes französisches Eckcafé, relativ unauffällig von draußen.
00:43:39: Aber ja, das muss echt die ganze Nachbarschaft mitgenommen haben, um so heilender, dass der Prozess jetzt auch endlich durch ist, weil das Urteil viel ja dann auch erst so kurz sind, ne?
00:43:49: Genau, vom siebzehnten bis vierundzwanzigsten Oktober, zwei-tausendfünfundzwanzig, da lief der Prozess gegen Dabia, in Paris, im Palais de Justis, ein imposantes Gebäude, nicht weit von der Seine entfernt.
00:44:01: Und eine unserer Autorinnen, Elisa, die wohnt ja in Paris und hat sich den Prozess auch für uns angeschaut.
00:44:08: Und schon am ersten Tag, da versammeln sich früh morgens die Menschen vor dem Gerichtsgebäude, also wirklich dutzende Journalisten und Journalistinnen, dazu eine lange Schlange von Menschen, die auf einen der wenigen Zuschauerplätze hoffen.
00:44:20: Lola's Mutter hatte ausdrücklich darum gebeten, dass der Prozess eben nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.
00:44:27: Und der Andrang, der hält die ganze Woche über an, also manche dringen sich da wirklich wie zu einem Konzert in die Warteschlange.
00:44:34: Einige, das wird später berichtet, die haben sich extra frei genommen und sind dann aber nur Brunchen gegangen, weil es eben keinen Platz mehr gab, heißt es.
00:44:42: Also schon so ein bisschen absurd diese Sensationslust.
00:44:45: Ja, komplett.
00:44:46: Auf der anderen Seite waren wahrscheinlich auch viele Pressemitglieder da und Mitarbeiter von Zeitungen und Fernsehstationen kann ich mir vorstellen.
00:44:54: Und es ist natürlich auch eine furchtbare Tat.
00:44:57: Also du hast es ja auch gesagt, dass sowas absolut selten vorkommt.
00:45:00: Sexueller Missbrauch durch eine Frau mordt an einem Kind.
00:45:04: Und ich kann mir schon vorstellen, dass viele möchten, dass die Schuldiger bestraft werden.
00:45:09: Möglicherweise war das eben auch ein Grund, dass so viele Menschen vor Ort waren.
00:45:13: Ja, das kann ich mir auch vorstellen.
00:45:14: Wie gesagt, Lolas Familie wollte ja diesen Prozess auch wirklich offen für Zuschauer lassen.
00:45:20: Die Familie erscheint am ersten und letzten Prozesttag übrigens im Einheitslook, also weiße T-Shirts mit Lolas Gesicht.
00:45:28: Das gleiche Foto wie damals bei der Fahndung, also dieses Mädchen mit dem verschmitzten Lächeln, den runden Wangen und dem blonden Pferdeschwanz.
00:45:36: Herr Lolas Mutter, die wird begleitet von ihrem Sohn.
00:45:40: von Cousins und Cousinen, von Lola, den Großeltern, Tanten, Onkel, von Freunden, was ja auch nicht zuletzt zeigt, wie sehr das kleine Mädchen geliebt wurde.
00:45:50: Der Saal, Victor, Hugo, der scheint viel zu klein für die ganze Familie, also hinter den Anwelten, zwei für die Verteidigung und zwei für die Nebenklage, zwei für Kinderrechtsorganisationen, sitzt fast ausschließlich Lola's Familie, dahinter dann Presse.
00:46:06: streng limitiert und schließlich zwei Reihen für die Öffentlichkeit.
00:46:10: Und wer einmal drin ist, der darf auch den ganzen Tag nicht mehr raus.
00:46:14: Die Sicherheitsvorkehrungen sind sehr streng und Polizisten erinnern auch ständig daran, keine Fotos, keine Aufnahmen.
00:46:21: Auf der entgegengesetzten Seite in einer dunkten Glasbox, da sitzt die angeklagte Dabir Benkiret.
00:46:29: Am ersten Prozesttag, da verlässt Lola's Familie schlagartig den Saal, als nämlich Fotos der Truhe und auch Fotos der Leiche gezeigt werden.
00:46:38: Es fällt schwer sich vorzustellen, dass Lola's Körper dahinein gepasst hat, sagt der Richter.
00:46:44: Am zweiten Tag, da muss die Familie wieder den Saal verlassen, als die Gerichtsmedizinerin die Tat in allen Details beschreibt.
00:46:52: Zum Beispiel eben auch die Tatsache, dass ihre Tochter leiden musste.
00:46:57: Sie wurde ja erstickt und das erklärt unser Rechtsmediziner Thomas.
00:47:01: Von einem Ersticken sprechen wir immer dann, wenn der Gasaustausch nicht mehr stattfinden kann.
00:47:06: Dass also unser Körper und die ganzen Zellen und Gebäbe nicht mehr genug Sauerstoff bekommen und den verbrauchten Sauerstoff, dass Kohlendioxid nicht mehr abahren können.
00:47:14: Und da gibt es verschiedene Erstickungsvorgänge.
00:47:16: Und wir unterscheiden schon mal einmal eine äußere Ersteckung von der inneren Ersteckung.
00:47:20: Bei der äußeren Ersteckung ist es so, da kann man gar nicht mehr atmen, weil nämlich die Atembewegungen nicht funktionieren, weil man eingeklemmt ist zum Beispiel.
00:47:29: Oder weil unsere Atemwege verlegt sind durch Fremdkörper.
00:47:33: Das heißt, es gibt ganz verschiedene Ersteckungsvorgänge, die letztendlich alle darin münden, dass das Gehirn nicht mehr genug Sauerstoff bekommt.
00:47:41: Wenn das jetzt, was die meisten Leute unter Erstecken verstehen, so eine Kompression der Atemwege ist, dass also der Hals zu gedrückt wird, dann haben wir das sogenannte asfektische Ersticken.
00:47:53: Das ist wie beim Atemanhalten.
00:47:55: Da kriege ich irgendwann einen ganz massive Atemlohd und Angst.
00:47:58: Und das ist ganz schön elendig.
00:47:59: Das heißt, wenn wir hier in dem Falle von einem Ersticken im Rahmen eines Erwirkens oder eine Verlegung der Atemöffnungen sprechen, dann haben wir eine lange Agoniedauer.
00:48:11: Das heißt, man hat ja durchaus eine längere Zeit, in der man auch die Luft anhalten kann.
00:48:15: Eine gute Minute, fast zwei Minuten schafft man, wenn man nicht trainiert ist.
00:48:18: Die Taucher können das auch noch länger, ganz klar, irgendwelche Muscheltaucher auch.
00:48:22: Die wollen wir jetzt mal außen vorlassen.
00:48:24: Und man kann davon ausgehen, dass die Leute, wenn sie nicht eingetrübt sind, wenn sie nicht in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind, bewusstlos sind oder in irgendeiner Form sediert sind, die werden sich wehren dagegen, weil man das einfach nicht ertragen kann, die Sauerstoffnot.
00:48:42: Ja, nur in diesem Fall, da war Dabia stärker und man kann sich wirklich vorstellen, wie schrecklich das war.
00:48:48: Also die Expertin vor Gericht, die sagt, dass Lola wahrscheinlich Angst hatte, kurz bevor sie ihr Bewusstsein verloren hat.
00:48:55: Die Gerichtsmedizinerin, die spricht von einer Qual, die zwischen zwei und drei Minuten gedauert haben könnte.
00:49:01: Es gab wahrscheinlich mehrere Schläge auf den Kopf, die körperliche Schmerzen verursachten, das fügt die Expertin hinzu, ganz zu schweigen von den zahlreichen Wunden, insbesondere am Rücken, die möglicherweise mit einer Schere verursacht wurden.
00:49:15: Die teilweise enthauptete Leiche wurde verstümmelt und mit Messer und Scherenstichen übersät.
00:49:21: Händefüße und Kopf waren gefesselt und mit breitem grauen Klebeband umwickelt, also es sind wirklich grausame Details.
00:49:31: Und trotzdem, so sagt es unsere Autorin, die Würde und Ruhe der Familie während des gesamten Prozesses war beeindruckend.
00:49:55: ihr Kinder gezeigt, die er getötet hatte.
00:50:04: Und er habe sie dazu gebracht, Dinge mit Kindern zu tun, die sie sonst niemals getan hätte.
00:50:10: Sie schildert das so mit monotoner Stimme.
00:50:13: Der Mann, der sagt, er habe gelegentlich Sex mit Darbir gehabt, einvernehmlich betont er, aber er sei eben nicht der Hexer, als den sie ihn darstellen will.
00:50:23: Aber verstehe ich das richtig, dass sie jetzt die Schuld auf ihn abwälzen will?
00:50:27: Ja, genau, also er soll Schulter an gewesen sein, habe sie quasi verhext.
00:50:33: Als nächster Zeuge tritt Mustafa M. auf.
00:50:36: Dreiunddreißig Jahre alt, ein Ex-Freund, mit dem Dabia sechs Jahre lang eine On-off-Beziehung hatte.
00:50:43: Zunächst bemüht er sich da vor Gericht um ein gutes Bild.
00:50:46: Sie sei ein wunderschönes Mädchen gewesen, sagt er.
00:50:49: Achtzehn Jahre alt, aus Algerien schüchtern sie Trank nicht und rauchten nicht.
00:50:54: In ihrer Beziehung war sie laut ihm anfangs.
00:50:58: Sie habe sogar ihre Jungfreulichkeit bewahren wollen.
00:51:02: Und dann, so erzählt er, habe sie sich verändert, sei auf die schiefe Bahn geraten.
00:51:06: Er unterstellt ihr, sich in der Bar, in der sie später arbeitet, prostituiert zu haben.
00:51:11: Und trotzdem habe er sie weiterhin gelegentlich bei sich übernachten lassen.
00:51:15: Und bis Oktober, zweiundzwanzig, hätten sie Kontakt gehabt.
00:51:18: Und er beschreibt sie jetzt so als gereift vom Kind zur Frau geworden.
00:51:23: Ja doch, der Vorsitzende Richter, der bremst diese erst mal ja recht positive Darstellung abrupt aus und sagt zu ihm, in ihrem Handy ist sie unter dem Namen Hure gespeichert.
00:51:34: Damit konfrontiert der Richter den Mann.
00:51:36: Ja, und dann werden SMS-Nachrichten vom vierzehnten Oktober zwanzig, also kurz vor dem Mord verlesen.
00:51:44: Wo bist du, fragt sie da.
00:51:46: Nicht in deinem Arsch, antwortet er.
00:51:49: Komm und lutsch mich, sagt sie.
00:51:52: Ja, jetzt geht Davia zum Gegenangriff über und schiebt ihm die ganze Schuld zu.
00:51:57: Sie sagt, ich hasste ihn, weil er mich nicht mehr sehen wollte, sagt sie.
00:52:01: Ich wollte, dass er fühlt, was ich fühle.
00:52:03: Ja, und die erste Person, die mir begegnete, war Lola.
00:52:07: Aber wehtun, wollte ich ihm.
00:52:10: Gott, das wird ja immer kranker.
00:52:11: Das ist jetzt also ihr Motiv.
00:52:13: Also, sie hat Lola getötet, weil sie ihrem Ex wehtun wollte.
00:52:17: Und dann vergeht sie sich an einem Kind.
00:52:20: Das ist doch nicht zu glauben.
00:52:22: Ja, so sagt sie es zumindest.
00:52:23: Und außerdem behauptet sie noch wütend auf die Eltern gewesen zu sein, also auf die Mutter von Lola, weil die ihr ja dieses Batch für den Fahrstuhl nicht gegeben hat.
00:52:35: Ein weiterer Zeuge tritt auf, das ist Rachid N., der am Tag der Tat gegen achtzehn Uhr einen Anruf bekam.
00:52:42: Er sollte Dabiya abholen.
00:52:44: Angeblich sei sie da von der Schäste aus der Wohnung geworfen worden.
00:52:47: und das war eben diese Situation nur wenige Stunden nach dem Mord und auch nach dem Besuch in dieser Brasserie.
00:52:54: Und die beiden verbringen dann den Abend in einem Fast-Food-Restaurant in einem Vorort und er sagt dann, sie lächelte, sie hatte Hunger, sie bestellte etwas zu essen.
00:53:04: Und dabei hat sie eben diese zwei Koffer und die große schwarze Plastiktruhe.
00:53:10: in der sich neben Lola's Leichnamen dann eben auch persönliche Gegenstände von ihr befanden.
00:53:15: Ja, am Mittwoch, dem Zweiundzwanzigsten Oktober, dann beginnt der Prozesstag dann mit Fotos von Lola, Selfies mit ihrer Mutter, ein Gruppenfoto vom Geburtstag der Oma, ein Selfie mit ihrer Tante und in den Reihen der Familie, da hört man ein leises Schluchzen.
00:53:31: Während die Fotos auf dem Bildschirm abgespielt werden, schaut die Angeklagte zu Boden.
00:53:37: Dann liest Lola's Mutter einen Brief vor.
00:53:40: Lola war ein freundliches, geselliges, liebevolles Mädchen, das voller Lebensfreude war und immer bereit anderen zu helfen.
00:53:47: Wir führten ein sehr einfaches Familienleben, in dem man einander sehr aufmerksam zuhörte.
00:53:53: Dann bricht ihre Stimme und im Saal herrscht ehrfürchtige Stille.
00:53:58: Alle Augen sind auf Delfin gerichtet und unter Tränen fährt sie fort.
00:54:02: Mein Mann und ich haben unseren Kindern immer beigebracht, zu teilen und andere zu respektieren.
00:54:08: Und gleichzeitig haben wir sie vor den Gefahren durch Fremde gewarnt.
00:54:12: Wir sagten ihnen, wenn ihr angegriffen werdet, zögert nicht zu schreien, man wird euch hören.
00:54:17: Und am Morgen des Mordes, da sei Lola noch zu ihr gekommen, sie sagte bis später Küsschen, wer hätte ahnen können, dass Lola diesen Ding, diesen Monster begegnen würde, so sagt es die Mutter.
00:54:30: Lola's Mutter fordert die Justiz auch auf, das Notwendige zu tun, damit die Angeklagte ihr Leben lang eingesperrt bleibt.
00:54:36: Also sie fordert lebenslangehaft.
00:54:39: Denn das Motiv Lola aus Wut wegen des nicht erhaltenen Badges ermordet zu haben, dass sei quatsch, sagt die Mutter.
00:54:45: Ja, und Lola's Mutter hatte nach der Tat noch schlimmes Schuldgefühle.
00:54:49: Also sie dachte sich, was wäre, wenn sie dieses Näkerchen am Nachmittag nicht gemacht hätte.
00:54:54: Normalerweise wäre sie zu dieser Zeit vielleicht rausgegangen und wäre der Frau zwangsläufig begegnet.
00:55:01: Ja, Lola's Mutter Delphine, die nennt die Angeklagte bewusst nicht beim Namen.
00:55:06: Zu absurd und unmenschlich sei das, was sie ihrer Tochter angetan hat.
00:55:11: Und sie erzählt von ihrer psychologischen Betreuung, dank der sie verstanden habe, dass nicht sie die Schuldige ist, sondern dieses Ding, dieser Teufel, wie sie die Angeklagte Dabia nennt.
00:55:21: Möglicherweise ein Versuch sie zu entmenschlichen, das sagt der Psychologe Christian Lütke dazu.
00:55:26: Ja, das ist ganz klar, ein Menschlich-Hung und gleichzeitig ein psychischer Schutzmechanismus.
00:55:31: Indem die Mutter der Täterin jede Menschlichkeit abspricht, schafft sie innerlich Distanz zu jemandem, der ihrer Tochter Unvorstellbares angetan hat.
00:55:40: Für die längerfristige Verarbeitung ist es aber wichtig, dass sie irgendwann Wege findet, mit ihrer Wut anders umzugehen, damit Hass und Abspaltung nicht ihr ganzes weiteres Leben bestimmen.
00:55:50: Ja, die Mutter sagt weiter, Lola hätte niemals jemandem etwas Böses getan.
00:55:54: Eine Frage bleibt offen, sagt sie.
00:55:57: Warum ist Lola Dabia gefolgt?
00:55:59: Diese Frage wird im Prozess leider nicht vollständig geklärt werden können.
00:56:03: Aber dennoch sei ihr eines wichtig, dieses Ding, also die Angeklagte, wird uns nicht die Liebe unserer Familie nehmen.
00:56:10: Ja, auch Lolas Bruder, der fühlt sich schuldig, weil er an diesem Tag zu spät zu einem Friseurtermin kam und den zweiten Ausgang des Gebäudes nahm, also nicht den er normalerweise benutzte, das erzählte er auch vor Gericht und von dem aus er wahrscheinlich gesehen hätte, wie diese unbekannte Frau seine Schwester.
00:56:27: mit sich zog.
00:56:28: Der Arme.
00:56:29: Ja, ist das so schlimm oder ich kann das auch so nachvollziehen, dass man natürlich dann alles nochmal durchgeht und sich fragt, hätte ich irgendwas anders machen können und wäre ich doch nur was, was ich fünf Minuten früher runtergegangen, dann hätte ich vielleicht retten können.
00:56:41: Und es ist natürlich Unsinn und diese Schuldgefühle sollte man gar nicht haben, aber es ist natürlich total menschlich, dass man das hat.
00:56:48: Ja, seitdem hofft der Bruder, dass seine kleine Schwester ihm eines Tages vergeben kann, so heißt es in einem Brief, den er seiner Schwester geschrieben hat.
00:56:57: Und am Ende seines Wortbeitrags vor Gericht, da richtet er sich an seine Mutter.
00:57:01: Er sagt, dass er sie liebt.
00:57:03: Er wolle nur, dass sie das weiß.
00:57:05: und die beiden umarmen sich dann lange.
00:57:07: Und dann folgen Lula's Onkel, Tanten, Großeltern und Cousins in den Zeugenstand mit nicht weniger bewegenden Beiträgen.
00:57:15: Ein Cousin, der bricht in Tränen aus, noch bevor er sich überhaupt äußern kann.
00:57:19: Ja, der ganze Saal, der scheint gerührt und auch mit den Tränen zu kämpfen.
00:57:23: Der ganze Saal bis auf Dabiya.
00:57:26: Ihr Lehrerblick, der könnte in keinem größeren Kontrast zu den Tränen der Familie stehen.
00:57:31: Die Angeklagte, die scheint ziemlich emotionslos in ihrer Box zu sitzen, schon seit Beginn der Verhandlung.
00:57:37: Aufmerksam verfolgt sie das Geschehen, rührt sich aber kaum, also fast so als wäre sie eine Statue.
00:57:43: Ab und zu schaut sie zu Boden.
00:57:45: Und optisch hat sie sich verändert.
00:57:47: Also, im Jahr ist hier noch diese zierliche junge Frau, die auf TikTok mit Make-up langen Fingernägeln und sexy Klamotten zu arabischer Musik tanzte.
00:57:57: Und in diesem Oktober, im Jahr ist es wirklich ein anderer Person im Raum zu sitzen.
00:58:02: Sie trägt ein weißen Pullover, kein Make-up, verdeckt ihre Acne-Naben, das Haar mit einem Mittelscheidel wurde zu einem strengen Dutt zusammengebunden.
00:58:10: Ja, auch die Biografie der Täterin ist Thema im Prozess, denn auch wenn das bewegte Leben der Angeklagten ihre Tat natürlich null, null entschuldigt, aber vielleicht erklärt sie es ein Stück weit.
00:58:22: Also Dabia Benchiret, die ist der Polizei zunächst nicht als Täterin, sondern als Opfer häuslicher Gewalt bekannt.
00:58:30: Sie berichtet von einer Vergewaltigung durch ihren Cousin mit vierzehn.
00:58:34: Das ist auch das erste Ereignis, das sie vor Gericht schildert, als man sie nach ihrer frühesten Kindheitserinnerung fragt.
00:58:41: Und später soll sie so ihre Aussage von einer Tante und deren Partner zur Prostitution gezwungen worden sein.
00:58:48: Sie wächst in Algerien auf unter der strengen Kontrolle ihres Vaters, den sie und ihre Schwestern als gewalttätig beschreiben.
00:58:55: Mit achtzehn kommt Dabia mit dem Studentenvisum nach Frankreich, lebt mit ihrer Mutter und den Schwestern in einer kleinen Wohnung bei Paris.
00:59:03: Doch nur kurze Zeit später, Ende des Jahrhunderts, das stirbt die Mutter an Krebs.
00:59:08: Ein Jahr zuvor hat sie bereits ihren Vater verloren.
00:59:11: Für Dabia ein Wendepunkt.
00:59:13: Sie wird zunehmend labihl, zeigt starke Stimmungsschwankungen, verfällt im Paranoia.
00:59:18: Leut einer ihrer nahestehenden Personen führt sie selbst Gespräche, war aus der Bahn geraten und konvertierte vom Islam zum Evangelicalen Christentum.
00:59:29: Am einundzwanzigsten August, zweiundzwanzig, Zwei Monate zuvor wird Dabia am Flughafen festgenommen, weil sie weder Papiere noch ein Flugticket hat.
00:59:38: Sie bekommt dreißig Tage, um nach Algerien zurückzukehren, doch sie bleibt in Paris und verübt dann wenige Wochen später diesen brutalen Mord.
00:59:48: Trotz dieser Vorgeschichte ist sie in keinem psychiatrischen System rund um Paris erfasst, aber sie hat natürlich auch keine Aufenthaltsgenehmigung.
00:59:55: Vor Gericht, da zeigt sie wenig Mitgefühl für die Familie.
00:59:59: Ich wurde auch vergewaltigt, sagt sie.
01:00:01: Ich habe meine Eltern von meinen Augensterben sehen.
01:00:04: Ja, können solche Erfahrungen Auslöser sein für so eine Tat?
01:00:08: Das sagt Christian Lütke dazu.
01:00:10: Solche Erfahrungen, häusliche Gewalt, sexuelle Überbefür, früher Verluste der Eltern sind ganz massive Risikofaktoren für psychische Störungen und auch für spätere Gewalt.
01:00:20: Man spricht vom Kreislauf der Gewalt.
01:00:23: Aber sie sind keine Entschuldigung und auch keine automatische Erklärung.
01:00:27: Die meisten schwer traumatisierten Menschen werden nie straffällig.
01:00:31: Die Biografie liefert sozusagen den Brennstoff.
01:00:33: Für die Tat braucht es zusätzlich dann aber eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur, aktuelle Konflikte, manchmal Drogen und eine fehlende innere Stopptaste.
01:00:44: Also die Stopptaste, die hat in diesem Fall jedenfalls versagt.
01:00:48: Dabiya gesteht während des Prozesses den Mord an Lula.
01:00:52: Sie sagt, ich habe sie mit Klebeband gefesselt, ich habe sie getötet und das war es.
01:00:57: Doch bei dem Teil der Vergewaltigung zögert sie, trotz der eindeutigen Befunde der Gerichtsmedizin.
01:01:03: Auch die festgestellten Folterungen, die spielt sie herunter.
01:01:06: Also sie räumt lediglich ein Messerstich und ein mit einer Schere ein, obwohl fast vierzig Verletzungen am Körper des Opfers dokumentiert wurden.
01:01:15: Und sie behauptet hartnäckig nur die Wahrheit zu sagen, so wie es Lola's Mutter und der Bruder von ihr gefordert hatten.
01:01:22: Doch ihr Verhalten vor Gericht, das wirkt provokant, fast herablassend.
01:01:26: Ihr Blick ist star, selten blinzelt sie.
01:01:30: Und seit ihrer Festnahme hat sich Dabias Haltung auch kaum verändert.
01:01:33: Mal will sie alles vergessen haben, mal spricht sich von einem Albtraum, sie habe ein Geist gesehen, nicht das Kind, also Verantwortung übernimmt sie nie.
01:01:41: Er stellt sie sich selbst als Opfer dar, sie sei geschlagen, vergewaltigt, zur Prostitution gezwungen worden, habe Drogen bekommen, sei vergiftet oder verzaubert worden, sie spricht sogar von Todeswasser, das sie getrunken haben will.
01:01:54: Also es hat Christian Nütke eben schon so klar gesagt, Das ist natürlich keine Entschuldigung für so eine Tat.
01:02:01: Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es bei ihr irgendein sexuelles Motiv gewesen sein könnte, also diese Vergewaltigung.
01:02:07: Also warum sollte sie es machen?
01:02:09: Sie war ja nicht lesbisch, sie war nicht pädophil.
01:02:11: Also für mich klingt das eher so, als wollte sie diese Tat ja noch irgendwie verschlimmern und das Kind noch mehr demütigen und damit vielleicht ihren Ex-Partner noch weiter bestrafen.
01:02:22: Ja, tatsächlich.
01:02:23: Also laut Christian haben solche Strafen mit sexuellen Handlungen gar nicht immer was mit Sexualität zu tun.
01:02:30: Also so erklärt er das.
01:02:31: Beim sexuellen Missbrauch geht es nie nur um Sexualität.
01:02:35: Die sexuelle Handlung ist das Werkzeug, dahinter stecken meist Macht, Demütigung, Kontrolle und der Versuch, eigene innere Lehre oder Kränkung zu betäuben.
01:02:45: Viele Täterinnen und Täter beschreiben nicht Lust, sondern das Gefühl, sich endlich stark und überlegen oder nicht mehr ausgeliefert zu fühlen, indem sie selber zum Täter werden.
01:02:55: Es geht also um Macht.
01:02:56: um Kontrolle, oft auch als Reaktion auf einen inneren Kontrollverlust.
01:03:01: Und im Fall Dabia stellten die Gutachter klar, sie leider an keiner psychiatrischen Erkrankung, die ihre Schuldfähigkeit mindert.
01:03:10: Dennoch wurde sie zeitweise in die psychiatrische Hochsicherheitsabteilung verlegt.
01:03:15: Unter anderem wegen Selbstverletzungen, weil sie mit dem Kopf gegen die Wände schlug und auch Gips aß.
01:03:20: Dann rasierte sie sich den Kopf mit den Worten, sie wolle so aussehen wie ihre Mutter während der Chemotherapie.
01:03:26: Ja, gleichzeitig war von einem möglichen verdrängten Trauma die Rede, also die Experten, die diagnostizierten eine ausgeprägte psychopathische Tendenz, also eine nazistische Persönlichkeitsstörung, emotionale Kälte, Frustrationsintoleranz, antisoziales Verhalten und die Psychaterin, die fasste es so zusammen.
01:03:46: In fünfzehn Jahren als Gefängnisgutachterin habe ich zum ersten Mal ein solches Unbehagen verspürt.
01:03:53: Ja, und als sie das sagt, da geht ein Raunen durch den Saal.
01:03:57: Ja, verständlich.
01:03:58: Ja, und trotzdem wird das Motiv nie so ganz klar werden.
01:04:01: Also vermutlich... Ja, war es eine Mischung aus Trauma, ihren psychopathischen Zügen, impulsiver Wut auf ihren Ex-Freund.
01:04:09: Ja, und Lola war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort.
01:04:12: Sie selbst sagt sogar, sie sei eigentlich unterwegs gewesen, um eben Musterfahr, also ihrem Ex-W, zu tun.
01:04:18: Und dann kam Lola.
01:04:20: Der Mord war offenbar nicht geplant.
01:04:22: Angeblich wusste sie noch nicht mal, dass Lola die Tochter des Hausmeisterpares war.
01:04:26: Also was wie ein Stellvertreter-Mort, das hatten wir auch schon öfter mal, ne?
01:04:30: Also hatte Lola einfach nur Pech, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort war.
01:04:34: Na so tragisch, es ist wohl ja.
01:04:38: Ja, Dabia, bittet die Familie am Ende des Prozesses um Verzeihung.
01:04:43: Doch Lola ist Mutter, Delfin, die lehnt das ab.
01:04:46: Das ist nicht verzeihbar, es gibt keine Worte dafür.
01:04:49: Was sie getan hat, war zu grausam.
01:04:51: Ich könnte sie niemals ansehen und sagen, ich vergebe dir.
01:04:54: Ja, das verstehe ich total, dass sie das sagt.
01:04:57: Und wie hat Elisa also unsere Autore in den Prozess erlebt?
01:05:01: Ja, also die sagt, sie hat ihn als total surreal empfunden, also auf der einen Seite halt diese Angeklagte, die da sitzt, trägungslos, emotionslos und auf der anderen Seite eben Lola's Familie total erschüttert.
01:05:14: Und dann eben diese absurden Szenen vor der Tür, also Menschen, die sich darum drängten, einen der wenigen Plätze im Raum zu ergattern, als war das irgendwie ein exklusives Event.
01:05:24: Und sie sagt, der Richter sei sehr empathisch mit der Familie umgegangen und habe viel Feingefühl gezeigt.
01:05:30: Ja, und trotz der Schwere des Themas herrschte wohl eine bemerkenswerte Atmosphäre im Gerichtssaal, also wohl wirklich würdevoll, bewegend und auch konzentriert.
01:05:39: Und wie endet der Prozess?
01:05:41: Also am vierundzwanzigsten Oktober, zwei-tausendfünfundzwanzig, wird Dabia vom Pariser Schwurgericht des Mordes an Lola schuldig gesprochen.
01:05:50: Und das Ergebnis, eine lebenslange Freiheitsstrafe ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung.
01:05:56: Zum ersten Mal in der französischen Rechtsgeschichte wird diese Höchststrafe gegen eine Frau verhängt.
01:06:02: Wird in Frankreich sonst eine bisher so hohe Strafe bekommen?
01:06:05: Also gab es das bei Männern häufiger?
01:06:08: Ja, es waren auch nur wenige.
01:06:10: Also Serienmörder wie Michel Founiré oder auch Terroristen wie Salah Abdeslam von den Attentaten in Paris.
01:06:18: Also keine zehn Menschen in Frankreich haben eine solche Höchststrafe erhalten.
01:06:22: Der Vorsitzende Richter begründet das Urteil... mit der extremen Grausamkeit der Tat, der spricht von wahren Qualen und betont auch den unaussprechlich psychologischen Schaden, den die Tat der Familie unter fast unaussprechlich gewaltssiedigen Umständen zugefügt hat.
01:06:41: Herr und Lola's Familie, die ist natürlich froh über das Urteil, also Lola's Mutter und auch Lola's Bruder, die haben einen Monat nach dem Urteil ein Interview gegeben und da sagt Delfine d'Avier folgendes.
01:06:56: Also sie sagt, ich bin erleichtert, dass sie das Ding bis zum Ende ihres Lebens eingesperrt sein wird.
01:07:03: Aber ansonsten leben wir von Tag zu Tag.
01:07:06: Es ist immer noch sehr schwer.
01:07:11: Was interessant ist, Dabia hat keine Rechtsmittel eingelegt, also sie akzeptiert das Urteil und das hat Lola's Mutter überrascht.
01:07:22: Also sie sagt, wir hatten damit gerechnet, dass die Berufung einlegen wird.
01:07:26: Das hat uns etwas Sorge bereitet, aber nach den zehn Tagen war uns klar, das ist es.
01:07:32: Es ist vorbei.
01:07:33: Wir werden nie wieder über sie sprechen müssen.
01:07:35: Ich kann es nicht mehr hören, dass man über sie spricht.
01:07:37: Das verdient sie nicht.
01:07:39: Ja, jetzt kann die Familie endlich Frieden finden.
01:07:42: Und Delfin, also Lola's Mutter, ist wirklich erleichtert zu wissen, dass Dabia jetzt für den Rest ihres Lebens eingesperrt bleiben wird.
01:07:50: Und für sie beginnt jetzt halt der lange Weg der Verarbeitung, eben einen Tag nach dem anderen, wie sie es sagt.
01:07:57: Oh Mann!
01:07:58: Aber heißt es jetzt wirklich, dass Dabia nie wieder rauskommt?
01:08:03: Also theoretisch kann sie nach dreißig Jahren einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen.
01:08:08: Das ist gesetzlich möglich.
01:08:10: Aber extrem selten und auch an sehr strenge Bedingungen geknüpft.
01:08:14: Und angesichts der Schwere der Tat und der öffentlichen Aufmerksamkeit ist es eher unwahrscheinlich.
01:08:19: Also Lola's Bruder sagt dazu, sie verdient es nicht je wieder das Tageslicht zu sehen.
01:08:24: Sie bleibt eine gefährliche Person.
01:08:26: Sie im Gefängnis zu lassen, bedeutet andere, schwächere Menschen vor ihr zu schützen.
01:08:32: Also in jedem Fall muss man sagen, dass das ein Mord ist, der Frankreich wirklich aufgewühlt und auch zu Debatten angeregt hat.
01:08:39: Präsident Macron hat sich geäußert und zwar so.
01:08:44: Was uns am meisten berührt, ist die Grausamkeit dieses Verbrechens und auch das, was daran unsagbar ist, was absolut ist.
01:08:52: Wenn man mit dem Radikalbösen konfrontiert ist und die Erfahrung macht, dass so etwas in unserer Gesellschaft möglich ist, das ist es, was einen schwindeln lässt.
01:09:01: Ich glaube, alle Eltern spüren in ihrem eigenen Körper das, was Lolas Eltern durchmachen, die Angst um ein Kind, das man morgens zur Schule bringt, die Angst um ein Kind, das nach dem Unterricht nicht nach Hause kommt.
01:09:14: Ich denke an die Eltern, an ihren Bruder und ihren Halbbruder, an diese Familie, die in diesem Moment eine unglaubliche Würde zeigt.
01:09:22: Sie braucht jetzt den Respekt der Nation.
01:09:25: Ein schrecklicher Fall, das ist wirklich fast gar nicht anzuhören.
01:09:30: Und weiß ich, habe mich währenddessen auch gefragt, man sagt ja immer, man braucht irgendwie Gewissheit, um damit abschließen zu können, um das irgendwie verarbeiten zu können.
01:09:38: Aber wenn du wirklich diese ganzen grausen Details hörst und hörst, wie sehr deine Tochter oder deine Schwester oder deine Cousine gelitten hat, dass es wirklich eine Qual war, das mit anzuhören und das zu wissen und damit dann ein dem lang weiterleben zu müssen, das stelle ich mir auch so unfassbar schwer vor und da weiß ich nicht, ob es nicht vielleicht da ich da gewesen wäre, gar nicht alle Details zu kennen.
01:10:02: Ja, aber es ist natürlich auch schwer, ne?
01:10:04: Ich meine, die ganze Presse hat darüber berichtet.
01:10:05: Ich meine, sie hat unsere Autorin hat ja gesagt, dass die Familie halt teilweise bei dem Prozess den Gerichtssaal verlassen hat, was ja eben absolut verständlich ist, weil man natürlich weder sich Fotos von der toten Tochter oder Schwester angucken will, noch diese ganz furchtbaren Details zu hören.
01:10:21: Und ich meine, wir haben die ja jetzt auch, sag ich mal, verkürzt berichtet.
01:10:26: Und ich kann mir vorstellen, dass das im Gericht einfach noch viel, viel schlimmer war, weil da ja wirklich natürlich jedes Detail genannt wird.
01:10:32: Und wenn du das dann hörst von einem Familienmitglied, das ist wirklich grausam.
01:10:37: Und wenn du dann auch noch weißt, dass das im Grunde wirklich so eine Art stellvertreter Mord war, also dass das Mädchen wirklich einfach Pech hatte, dass sie genau zu der Zeit davor dem Aufzug stand, als diese Frau da kommt, die wütend war auf ihren Ex-Freund.
01:10:52: Also das ist wirklich, wirklich schrecklich.
01:10:55: Und ich hoffe nur, dass die Familie es dann irgendwie schafft, damit weiterzuleben und nicht auch daran zu zerbrechen, so wie es dem Vater passiert ist.
01:11:03: Also ich wünsche Ihnen wirklich nur das Beste und es ist so eine schreckliche Tat.
01:11:08: Ja, es ist fast gar nicht in Worte zu fassen, wie schlimm ich das finde.
01:11:11: Ja, total ist wirklich ein richtig, richtig schlimmer Fall.
01:11:15: Wie gesagt, alle Fälle sind schlimm, aber ich finde, wenn Kinder involviert sind, die unseren Schutz brauchen, dann ist das echt doppelt und dreifach furchtbar.
01:11:23: Ja, wir haben es ja währenddessen schon gesagt, also Fotos und Videos findet ihr auf sistersandcrime.podcast bei Instagram und natürlich auch in unserem WhatsApp-Channel.
01:11:32: Falls ihr uns dort noch nicht folgt, macht das gerne.
01:11:35: und abonniert auch gerne Sisters in Crime.
01:11:38: Da freuen wir uns natürlich immer sehr.
01:11:39: Ja, und nächste Woche, da hört ihr dann unsere Doppelfolge mit Eist Matschulatte und Paula Lambert und Amira Ali.
01:11:46: Da geht's ebenfalls um Protagonisten aus Frankreich.
01:11:50: Und zwar um einen französischen Rockstar und eine französische Schauspielerin, die eine schwierige Beziehung führen, die Vereinen der beiden tödlich endet.
01:11:59: Auch eine heftige Geschichte, ebenfalls mit politischen Auswirkungen.
01:12:04: Also wir werden den Fall Amira und Paula erzählen und ich bin sehr gespannt, was die beiden dazu sagen.
01:12:09: Ja, ich bin auch gespannt.
01:12:10: und dann gibt es am Donnerstag die zweite Folge Happy Lee True, unser neuer Podcast für die ganze Familie, auch für Kinder.
01:12:17: Und dieses Mal geht es um eine abgefahrene Überlebensgeschichte.
01:12:22: Genau, ich habe es ja vorhin schon kurz angedeutet.
01:12:24: Ein Schiffskoch, der als einziger ein Unglück überlebt, der singt mit diesem Schiff bis in dreißig Meter Tiefe.
01:12:31: Und wie er da unten, also wirklich auf dem Grund des Ozeans, drei Tage überlebt, bis er gerettet wird, das erfahrt ihr in der nächsten Folge Happily True.
01:12:41: Die findet ihr auch einfach hier bei uns bei Sisters and Crime.
01:12:44: Wenn ihr uns also abonniert, dann verpasst ihr nichts.
01:12:47: Also viel Spaß beim Hören.
01:12:49: Bis zum nächsten Mal, macht's gut.
01:12:51: Bis dann.
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